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Promis pro Pechstein: Moralisches Getöse

Sie haben es ja alle gut gemeint, aber sie haben es schlecht verkauft. Über eine PR-Aktion zugunsten Claudia Pechsteins.

Eigentlich ist es sehr einfach. Das Dopingurteil gegen die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein ist überaus zweifelhaft. Deshalb ist es nachvollziehbar, den Internationalen Sportgerichtshof zu einem neuen Verfahren aufzufordern. 100 Prominente aus Sport, Politik und Kultur haben nun einen offenen Brief unterschrieben, in dem sie von Thomas Bach verlangen, er solle sich für einen neuen Prozess einsetzen. Schließlich ist er Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes. Gestern wurde die Aktion vorgestellt; mit dabei: Pechstein und ihr Manager.

Leider auch: Boxtrainer Uli Wegner und Boxprofi Arthur Abraham. Ausgerechnet die beiden wahrscheinlich Ungeeignetsten aus dem Pool der 100 sollten die Botschaft medial aufpeppen. Der schwurbelnde Wegner ließ lange offen, was er eigentlich sagen wollte, bis er doch noch kurz auf den Punkt kam. Aber wenigstens erzählte er nicht solchen Unsinn wie Abraham. Der verkündete, auffällige Blutwerte, wie bei Pechstein, erhalte man ja schon, wenn man Vitamine schlucke.

Sie haben es ja alle gut gemeint, aber sie haben es schlecht verkauft. Und schlimmer als die Rhetorik war der Inhalt. Die meisten Promis, die zu Wort kamen oder zitiert wurden, haben vor allem unterschrieben, weil Pechstein a) so sympathisch ist, b) fünf Olympiasiege erreicht hat, c) sonst irgendwie zu schützen ist. Der Kern, die möglicherweise anzuzweifelnde Urteilsbegründung, verschwamm im Getöse der moralischen Empörung.

Das Problem von Pechsteins PR-Aktion ist: Sympathie und Erfolge sind keine juristischen Maßstäbe. Je mehr man auf ihnen herumreitet, umso mehr nimmt man dem Kern des Anliegens die öffentliche Wirkung. Sympathisch war auch Marion Jones. Das hinderte die Sprinterin nur leider nicht daran zu dopen.

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