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Sport: Prost, Emil in der Urne

Zum 80. Geburtstag von Emil Zatopek

Von Heinz-Florian Oertel

Wäre Emil Zatopek noch am Leben – der 19. September 2002 wäre für ihn ein ganz besonderes Datum gewesen: 80 Jahre alt wäre er geworden, und es wäre ein Doppelgeburtstag gewesen, denn auch seine Frau Dana wurde am 19. September 1922 geboren. Aber vor zwei Jahren ist er gestorben, der tschechische Wunderläufer, und deshalb muss seine Frau Dana heute alleine feiern.

Kürzlich habe ich Dana Zatopkova wiedergetroffen. Sie besuchte als Ehrengast den traditionellen Friedrichsfelder Gartenlauf, alljährlicher Treffpunkt von einstigen Assen des Weltsports. Da war es genau 50 Jahre her, dass ich die Zatopeks kennengelernt hatte. 1952 war das gewesen, in Helsinki bei den Olympischen Spielen. Emil hatte gerade den 10 000-Meter-Lauf gewonnen, als Dana zum Speerwerfen in die Arena kam – und auch Gold holte.

Jene Helsinki-Bilanz der Zatopeks ist bis heute bewundernswert. Emils Siege über die 5000 und 10 000 Meter und im Marathon sind bis Sydney nie mehr erreicht worden und jene Ehe-Gesamtbilanz auch nicht: fünfmal Gold, einmal Silber, 18 Weltrekorde, fünfmal Europameister und viele andere Titel.

Als Emil 1948 in London sein erstes Olympiagold über die 10 000 Meter gewann, kannten sich die beiden schon. Am 24. Oktober 1948 heirateten sie. Jetzt, zum 80., empfängt Dana die Gratulanten in ihrem Haus in Prag-Troja. Dann fährt sie 400 Kilometer bis nach Roznov, Emils Geburtsort, wo er nach dem letzten schweren Schlaganfall beerdigt wurde.

52 Jahre lang war Dana ihrem Mann eine große Stütze. Auch nachdem er im Zuge seines Engagements im Prager Frühling vom Sporthelden zum Geächteten geworden war. Man schloss ihn aus Armee und Partei aus, und Emil Zatopek musste sich als Hilfsarbeiter durchschlagen.

Zu den Legenden gehört auch, wie Dana ihren Emil zum Aufhören bewogen hat. „Mach Schluss mit dem Traben, man muss dich noch auf der Aschenbahn erschießen“, beschwor sie ihn.

Ein wenig von Emils Asche, so hat Dana einer Zeitung erzählt, habe sie in einem bemalten Krug. „Und wenn ich mit Freunden zusammensitze, stellen wir den Krug auf den Tisch, stoßen an und sprechen mit ihm. Das ist ein Ritual, das tut gut.“

Der Autor Heinz-Florian Oertel war der bekannteste Sportreporter der DDR.

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