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Unter Verdacht. Bayern-Profi Breno ist immer noch in U-Haft. Foto: dpa

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Sport: Psychologe sieht keine Fluchtgefahr

Bayern-Verteidiger Breno bleibt aber vorerst in Haft

München - Brandstiftung, Fahrlässigkeit oder ein „von Krankheit bestimmtes Geschehen“? Eine Woche nach dem verheerenden Brand in der Villa des Münchner Fußball-Profis Breno ist der Hergang des Vorfalls immer noch undurchsichtig. Allerdings mehren sich die Stimmen, die Zweifel an einem vorsätzlichen Handeln des Bayern-Verteidigers hegen und die Staatsanwaltschaft für die Anordnung von Untersuchungshaft für den 21 Jahre alten Brasilianer kritisieren.

Nach Bayern-Präsident Uli Hoeneß und Brenos Anwalt Werner Leitner sorgt sich auch der Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, Florian Holsboer, um die geistige Verfassung des seit vergangenem Samstag wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr inhaftierten Abwehrspielers. „Ich will jetzt nicht sagen, dass die Staatsanwaltschaft etwas falsch gemacht hat. Ich kann aber die Sorge vor Verdunkelungsgefahr und Fluchtgefahr nicht nachvollziehen“, sagte der 59 Jahre alte Mediziner dem „Münchner Merkur“.

Nach Angaben des Blattes ließ sich Breno ein Mal im Institut auf Anraten des FC Bayern betreuen, Holsboer berichtet von einem Treffen mit dem Brasilianer, in dem er ihn als „freundlichen, zugewandten“ Menschen erlebte. An eine kalkulierte Tat des Bayern-Profis glaubt der Schweizer nicht. „Nach unseren Gesprächen fehlt mir ehrlich gesagt die Fantasie, dass er sein Haus mit Vorsatz angezündet oder den Brand inszeniert haben soll.“ Bereits am Montag ließ Brenos Anwalt im „Münchner Merkur“ verlauten, dass sein Klient „eine schwere Zeit“ durchlebe und er aus seiner Sicht „krank ist und Hilfe braucht“. Den Brand in der Villa bezeichnete der Jurist als „wenn überhaupt ein von Krankheit bestimmtes Geschehen.“

Hoeneß griff im Bayerischen Rundfunk die Staatsanwaltschaft scharf an und verurteilte die Entscheidung, „einen jungen Mann ins Gefängnis zu stecken, der depressiv ist. Der Junge geht kaputt.“ Damit befeuerte Hoeneß die Gerüchte um den gesundheitlichen Zustand Brenos, den angeblich neben Sorgen um seine sportliche Karriere wegen mehrerer hartnäckiger Knieverletzungen auch finanzielle Probleme und eine Ehekrise plagen. Laut Holsboer ergebe das Gesamtbild eine Konstellation, an der ein junger Spieler zerbrechen könne. „Man muss sich diesen Fall doch nur mal ganz allgemein vorstellen: Da kommt ein junger Spieler mit großen Erwartungen und einem Riesentalent in ein fremdes Land, in eine fremde Kultur. Er spricht die Sprache nicht, für ihn ist alles neu, und trotz allem erwarten die Leute, dass er möglichst schnell funktioniert“, sagte Holsboer.

Hinzu kämen die Verletzungsprobleme, „sein Knie wird immer wieder dick, er hat gar nicht die Chance, sich richtig in diese neue Welt reinzufinden“. Alls das könne sich auf die Psyche eines Menschen auswirken, „gerade, wenn er noch so jung ist. Und jetzt sitzt er im Gefängnis.“ Zwar befinde sich Breno in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim abgeschirmt von den anderen Häftlingen auf der Krankenstation der Einrichtung, aber dennoch drohe dem 21-Jährigen „Entwurzelung, er ist isoliert“. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft könne Breno noch bis zu zwei Wochen inhaftiert bleiben. Ein Haftprüfungstermin ist beantragt, aber noch nicht terminiert. Die Ermittlungen der Polizei hingegen gehen weiter. dpa

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