zum Hauptinhalt
Sotschi im Blick. Evi Sachenbacher-Stehle hat bereits zweimal olympisches Gold gewonnen – jeweils im Langlauf. Folgen im Biathlon nun weitere Medaillen? Foto: dpa

© dpa

Sport: Psychologische Schleifarbeiten

Evi Sachenbacher-Stehle hat sich nach Startschwierigkeiten im Biathlon durchgesetzt – und fährt nun zu ihren vierten Winterspielen.

Oberhof - Das Licht im weißen Container oberhalb der Oberhofer Biathlon- Arena war gedimmt. Im Halbdunkel strahlte Evi Sachenbacher-Stehle wie eine Kerze am Weihnachtsbaum – in diesem Ambiente erzählte die 33-Jährige von den für sie entscheidenden Tagen zwischen den Jahren. „In den ersten Weltcups im Dezember wollte ich zu viel und hab’ mir zu viel Druck gemacht“, sagte sie, holte ein wenig aus und erzählte dann: „Ich wollte, dass sich das ändert und habe mir vorgenommen, über Weihnachten an meiner Einstellung zu arbeiten. Und das hat geholfen.“

Zu besichtigen war der Erfolg der psychologischen Schleifarbeiten beim Sprint am Grenzadler: Als beste deutsche Starterin lief Sachenbacher-Stehle auf Rang sieben und nahm einen überschaubar großen Rückstand von 77 Sekunden auf die führende Weißrussin Darja Domratschewa mit ins Verfolgungsrennen. Auch dort wurde die Deutsche erneut Siebte hinter der Siegerin Domratschewa. Und die Akklimatisierung an die neue Sparte war wieder ein Stück vorangeschritten bei der Frau, die als Langläuferin 2002 olympisches Staffelgold gewann und acht Jahre später im Teamsprint von Vancouver eine zweite Goldmedaille folgen ließ.

Nach 14 Wintern unter den Spezialistinnen entschloss sich Sachenbacher-Stehle im Frühjahr 2012 zu einem Tapetenwechsel. Sie packte zu den Langlaufskiern eine Waffe dazu – ein Ausrüstungsstück, das ihr beim Start ins neue Sportlerinnenleben dann allerdings unerwartete Schwierigkeiten bereitete. „Das Laufen mit der Waffe habe ich mir einfacher vorgestellt. Das habe ich ein bisschen unterschätzt“, räumte die Biathletin aus Reit im Winkl ein. Auf den ersten 7,5 Kilometern des laufenden Oberhof-Weltcups hatte sie zuvor ihr mit Abstand bestes Ergebnis in dieser Saison hingelegt.

Nach dem zähen Einstieg in den Winter erfüllte sie damit zugleich die vom DOSB geforderte Olympianorm. Ein Erlebnis, das ihr wieder ins Gedächtnis rief, warum sie sich im fortgeschrittenen Sportleralter noch einmal neu erfunden hatte. „Im Biathlon geht es ganz schnell nach vorn – und ganz schnell nach hinten. Aber das ist ja das Schöne an dieser Disziplin“, sagte sie.

Bei den Männern muss Andreas Birnbacher noch die Norm erfüllen, am Samstag verpasste er sie als 16. um 0,7 Sekunden.

Vor einem Jahr zu dieser Zeit musste sich die Umsteigerin noch in der zweiten Biathlon-Liga, dem IBU-Cup, ihre Sporen verdienen. Nach der WM im Februar in Nove Mesto erhielt Sachenbacher-Stehle bei den letzten Weltcups dann einige Bewährungschancen im Wettstreit mit den Besten ihrer Branche – und feierte erste Achtungserfolge. So kam sie bei der Olympia-Generalprobe in Sotschi im Sprint auf Rang sechs, einen Tag später siegte sie Seite an Seite mit Andrea Henkel, Miriam Gössner und Laura Dahlmeier in der Staffel.

Nun ist sie nach 2002, 2006 und 2010 auf dem Weg zu ihren vierten Spielen – ihren ersten als Biathletin. Im Vorfeld von Olympia in Turin war bei der gebürtigen Traunsteinerin dabei ein erhöhter Hämoglobinwert gemessen worden. Wegen der vom Internationalen Skiverband daraufhin verhängten Schutzsperre verpasste Sachenbacher-Stehle das Jagdrennen. In einem weiteren Test lag der Hämoglobinwert dann wieder im Rahmen, die zierliche Oberbayerin durfte mit Verspätung starten und holte über 4 x 5 Kilometer noch olympisches Staffelsilber.

Die besten Chancen auf eine Medaille in Sotschi haben Deutschlands Biathletinnen nach Lage der Dinge in einem Monat nun ebenfalls in der Viererstaffel. Bei den bisherigen zwei Staffeln dieses Winters war Sachenbacher-Stehle allerdings noch nicht Teil der DSV-Staffel. Die fuhr in Hochfilzen auf Platz zwei und siegte in Annecy. Sachenbacher-Stehles Vorteil aber ist: Sie hat reichlich olympische Erfahrung und Erfolge vorzuweisen – und einen klaren Plan. „Vor allem mein Stehendanschlag muss stabiler werden. Im Training geht das echt gut, im Wettkampf noch nicht“, sagt sie. Und fügt lächelnd hinzu: „In der Vergangenheit war ich im Februar immer am besten – von daher würde das ja passen.“ Andreas Morbach

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false