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Was gibt’s denn heute Abend? Sebastian Vettel (links) und sein Red-Bull-Teamkollege Mark Webber setzen sich spätestens seit ihrem Zwist in Malaysia nicht mehr gemeinsam an einen Tisch. Foto: dpa

© dpa

Sport: Psychospiele beim Essen

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel lässt sich im Kampf mit Teamrivale Webber nicht verunsichern.

Manama - Wer immer gewinnt, hat viele Neider, vielleicht sogar Feinde. Insofern überrascht es nicht, dass sich die Rivalen des dreifachen Formel-1-Weltmeisters Sebastian Vettel auf jede Gelegenheit stürzen, die fortwährenden Diskussionen im Team Red Bull anzufachen und zu einem großen Drama aufzublasen, mit entsprechend negativem Unterton.

Da wird dann aus einem Foto eine Staatsaffäre gemacht. Dabei zeigt jenes auf Twitter veröffentliche Bild lediglich Vettels Ferrari-Rivalen Fernando Alonso beim gemeinsamen Abendessen mit Mark Webber, dem Teamkollegen des Deutschen. Entstanden ist es in Dubai, zwischen den Rennen in China und im Bahrain. Von Geheimnisverrat Webbers, der Alonso aus Rache an Vettel und Red Bull Teamgeheimnisse weitergebe, ist die Rede. Und vom Versuch, Webber als Nachfolger von Felipe Massa bei Ferrari zu etablieren. Die Wahrheit ist wohl einfacher: Alonso und Webber kennen und verstehen sich seit 2001 aus ihrer gemeinsamen Minardi-Zeit gut. Da erscheint es nicht gänzlich abwegig, mal zusammen zum Essen zu gehen. Auf der anderen Seite wollte Alonso das Bild wohl auch nutzen, um Vettel mit seinen bewährten Psychospielchen zu verunsichern.

Derartige Anstrengungen sind der Erfahrung nach allerdings vergeblich, weil sie bei ihrem Zielobjekt gar nicht erst ankommen. Sebastian Vettel amüsierte sich köstlich, als besagtes Foto plötzlich zum Hauptthema in Bahrain wurde. „Waren die beiden nackt darauf?“, fragte er. Das hätte die allgemeine Aufregung seiner Ansicht nach erklärt. So aber konnte er das Ganze überhaupt nicht ernst nehmen. „Wir alle müssen essen und es ist ziemlich langweilig, das alleine zu machen“, sagte Vettel.

Manche Beobachter wollen in die Rivalität zwischen Vettel und Webber schon historische Ausmaße hineindeuten, wie einst bei Nigel Mansell und Nelson Piquet oder bei Ayrton Senna und Alain Prost. Doch es gibt einen großen Unterschied: Die Spannungen zwischen beiden beschränken sich in erster Linie auf sportliche Fragen. Die Reibungen zwischen den beiden Red-Bull-Piloten bestehen im Prinzip ja schon mindestens seit dem Crash der beiden in Istanbul 2010. Sie gingen dann weiter über die Flügel-Affäre von Silverstone 2010, den nicht eingehaltenen Nicht-Angriffsbefehl an Webber in England 2011, als es der Australier nur einfach nicht schaffte, Vettel zu überholen, bis hin zu Brasilien 2012, als Webber im WM-Finale eher Alonso als seinem Teamkollegen zu helfen schien. Durch die klaren Äußerungen von Vettel zuletzt in China wurden die Konflikte nur endgültig für alle öffentlich.

Webber schimpft zwar gerne und fühlt sich oft benachteiligt, würde aber nie versuchen, im großen Stil Politik zu machen oder Vettel auf sehr persönlicher Ebene anzugreifen. So wie das Prost seinerzeit tat, indem er immer wieder Sennas Glauben ins Lächerliche zu ziehen versuchte. Wobei der emotionale Brasilianer ein leichteres Opfer war als es Vettel heute ist. Der Heppenheimer ist erheblich cooler und pragmatischer. Attacken jeglicher Art lässt er an sich abprallen und regelt die Dinge am Ende durch Leistung auf der Strecke. Seine letzten Titel gewann er ohne große Hilfe Webbers. Daher sollten seine Chancen durch fehlende Kooperation des Australiers auch nicht wesentlich geschmälert werden. Auch wenn so mancher Experte gern mal das Gegenteil behauptet. Karin Sturm

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