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Sport: Punkt für Punkt nach vorn

Die Brasilianer Luizao und Marcelinho schießen Hertha BSC zum 2:0 gegen Hannover 96 – und damit noch ein Stück näher an die Champions League

Berlin. Er rannte los, schrie seine Freude gen Himmel, schlug sich mit der Hand immer wieder an die Brust und genoss sichtlich die Ovationen. Luizao durchlebte einen seiner seltenen Glücksmomente, seitdem er bei Hertha BSC sein vieles Geld verdient. Am 8. März hatte er schon mal ins Tor getroffen, damals beim 6:0 gegen 1860 München per Elfmeter. Gestern gelang ihm nun sein erstes Feldtor, ein wichtiges noch dazu. Und acht Minuten, nachdem Luizao vorzeitig den Rasen des Olympiastadions verlassen und sich vom Trainerstab und seinen Mitspielern hatte feiern lassen, durfte er sich zudem über den 2:0-Sieg seiner Herthaner über Hannover 96 freuen. Und noch zusätzlich über das Lob vom Manager. „Er hat heute sehr gut gespielt, auch wenn ihm am Ende bei den Kontern die Kraft fehlte“, sagte Dieter Hoeneß.

Herthas Manager sprach sogar endlich von der Champions League, wenn auch mit Einschränkung. „Wenn wir jetzt auch noch in Bremen gewinnen, dann können wir uns über die Champions League unterhalten“, sagte er. Die Punkteeinbußen der Konkurrenten Stuttgart und Dortmund erfüllte Hoeneß mit besonderer Genugtuung, wie auch die meisten der 45 000 Zuschauer im gut besetzten Olympiastadion. Als die Ergebnisse des VfB und der Borussia an der Anzeigetafel aufleuchteten, erreichte der Jubel besondere Phonstärken.

Einer jedoch blickte finster drein, als ob Hertha verloren hätte: Huub Stevens, der Trainer. „Dieses Spiel sollten wir schnell vergessen“, sagte er. Wüsste man nicht, dass Stevens stets damit kokettiert, gegensätzliche Meinungen und Empfindungen zu äußern, hätte man verblüfft sein können. Dass Stevens den Torschützen Luizao in Rostock besser gesehen hatte, passte ins Bild. Auch sein üblicher Satz, erst die Platzierung am letzten Spieltag interessiere ihn.

Euphorie war allerdings, sieht man von der günstigen Tabellensituation ab, gestern auch nicht angebracht. „Hannover war spielerisch wesentlich besser“, sagte Andreas Schmidt selbstkritisch. Und in Zahlen ausgedrückt: Das Eckballverhältnis lautete 13:3 für die Niedersachsen, die auch bei den Ballkontakten (59 Prozent) vorn lagen. Hannovers Trainer Ralf Rangnick sagte: „Das war eine wunderschöne B-Note, aber nichts Zählbares.“ Auch Fredi Bobic, von Hertha umworben, machte da trotz so manch guter Ansätze keine Ausnahme.

Da war Hertha cleverer. Luizaos besagtes Tor mit einem Heber zum 1:0, bei dem Schlussmann Gerhard Tremmel zu weit vor dem Tor stand, sorgte schon nach zehn Minuten für Zuversicht. Und als dann der ehemalige Herthaner Kostas Konstantinidis Mannschaftskapitän Michael Preetz sehr energisch in die Parade fuhr, zeigte Schiedsrichter Peter Sippel zum Ärger von Konstantinidis („Ich weiß nicht, was der gesehen hat“) auf den Elfmeterpunkt. Marcelinho komplettierte den Tag der Brasilianer mit einem Scharfschuss hoch ins Eck und seinem zwölften Saisontor.

Was folgte, verärgerte die Fans. Weil Hannover auch nach der Pause den Ton angab (ohne klare Chancen zu haben) und die Gastgeber sich bei den Kontern reichlich dilettantisch anstellten. „Da hat sich Hertha nicht mit Ruhm bekleckert“, sagte Rangnick. Doch da war ja noch die Anzeigetafel, die die Stimmung wieder verbesserte.

Ein Punkt Rückstand auf Dortmund, zwei Zähler auf Stuttgart – da darf Hertha hoffen, auch wenn Preetz das „Gegrummel von der Champions League nicht mehr hören kann“. Dass Dortmund in den letzten vier Partien dreimal zu Hause spielt, ist auch ihm bekannt. Und dass Dick van Burik nach einem erneuten Muskelfaserriss gestern vielleicht sein letztes Saisonspiel bestritten hat, macht Herthas Aufgabe auch nicht leichter.

Klaus Rocca

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