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Treffer! Der Niederländer Robin van Persie erzielt das 3:0 - für die Tschechen.

© Imago/VI Images

Qualifikation zur EM 2016: Niederlande: Kein Country, kein Western

Nur wer die Gesetze einer Qualifikation beherrscht, kann richtig groß werden - oder was die Niederländer von den Deutschen unterscheidet. Ein Kommentar.

Es gibt diese berühmten zwei Sätze aus der Chaos-Kult-Komödie "Blues Brothers": "We got both kinds. We got Country und Western." Wer beides kann, ist eben klar im Vorteil - die niederländische Fußballnationalmannschaft kann es zurzeit nicht. Sie konnte nicht erfolgreich in der EM-Qualifikation spielen, also kann sie auch nicht um den EM-Titel spielen. Das ist tragisch für die Niederländer und womöglich tragisch für das Turnier, in dem nun mindestens zwei (Niederlande, Griechenland), vielleicht sogar drei Europameister (Dänemark spielt noch in den Play-offs) der jüngeren Jahre fehlen werden. Aber es ist wenig überraschend, denn eine Qualifikation stellte andere Ansprüche an eine Mannschaft als ein Turnier.

Beides zu können (EM-Qualifikation und EM-Turnier) ist eine große Kunst - und das können nur die Deutschen (seit 1972 immer dabei und drei Mal gewonnen) und nun auch die Spanier (zuletzt fast immer dabei, auch drei Mal Europameister geworden - im Ernst: Dass es die Deutschen gegen Georgien spannend machen würden, hat doch außer dem übertragenden Fernsehsender RTL niemand glauben müssen. Und dass die Spanier nach der Niederlage gegen die Slowaken zum Auftakt scheitern würden? Ne, war unwahrscheinlich).

Eine Qualifikation zieht sich kaugummi-zäh durch die Zeit zwischen den Weltmeisterschafts- und Europameisterschafts-Turnieren, eine homogene Nationalmannschaft gibt es in dieser langen Zeit mit den großen Pausen zwischen den wenigen Spieltagen nicht, dafür eine sich von ihrer Zusammensetzung her ständig ändernde Auswahl. Ein Team kann da nicht zusammenrücken, kann sich kaum entwickeln.

Würde Holland bei einer EM-Endrunde gegen Island verlieren? Nein!

Da haben die kleineren Nationen mit ihren überschaubaren Angebot an starken Spielern sogar noch einen Vorteil gegenüber den großen Fußballländern: Es geht sicher schneller, ein isländisches Team zusammenzustellen als ein niederländisches - und womöglich ist das dann auch homogener. Eine gute Voraussetzung für eine Qualifikation - für ein Turnier aber hätte das kaum etwas zu bedeuten. Würde Holland bei einer EM-Endrunde an Island scheitern? Nein. Denn in einem Turnier greifen andere Dynamiken.

Wobei bewiesen ist, dass die Niederländer gut bei einem Turnier spielen können - zumindest bei den jüngsten Weltmeisterschaften (Platz zwei und drei). Bis zu einem Titel aber hat es nur 1988 bei der Europameisterschaft 1988 gereicht, ansonsten hat der dreimalige Vizeweltmeister gemessen an seinen Ansprüchen eher schwach abgeschnitten bei Europameisterschaften. Ein dritter Platz, drei Halbfinalteilnahmen und keine weitere Finalteilnahmen stehen neben dem Titel von 1988 schmal zu Buche. Sie können also beides - nicht richtig, die Niederländer.

Da geht es ihnen aber immer noch besser als den Engländern. Die sind auch diesmal wieder unbestritten Europameister der Qualifikation - was der obigen These nicht widerspricht: Denn die Auswahl an guten englischen Spielern in der Premier League ist sicher nicht größer als die an guten Isländern insgesamt. Welches Spitzenteam spielt in der Premier League schon mit Engländern?

Nein, sich für die EM qualifizieren, das können sie die Engländer, seit gut 30 Jahren waren sie fast immer dabei - und kamen nur einmal bis ins Halbfinale, 1996 beim Turnier im eigenen Land. Eine Endrunde spielen, das können sie eben nicht. Beides können nur die Deutschen und die Spanier (weil sie die Gesetze einer Qualifikation beherrschen und selten nervös werden, wenn es gegen eine "kleinere" Nation geht).

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