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Sport: Quiz mit Pfiff

Die Bundesliga-Schiedsrichter sollen ihre eigene Fernsehshow bekommen – um das negative Image zu verbessern

Frankfurt (Main). Sie wollen weniger übereinander meckern und sich nicht mehr nach fast jedem Spiel an die Gurgel gehen. Die Manager, die Spieler, die Trainer und die Schiedsrichter der Fußball-Bundesligen. Wieder einmal. Die Halbzeittagung der deutschen Schiedsrichter in Frankfurt hatte oft genug den Charakter eines Friedensgipfels. Es fehlte nicht an gutem Willen und neuen Ideen, „damit wir vom Chaos wegkommen, was wir irgendwann nicht mehr kontrollieren können“ (Uli Hoeneß). Sie schüttelten Hände im Akkord und tauschten Telefonnummern aus. Die bedauernswerten Männer an der Pfeife sollen weg vom Pranger. „Keine Hetzjagd mehr", sagte Hoeneß. Der Manager des FC Bayern hat deshalb einen Vorschlag gemacht, von dem die Schiedsrichter und DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder gleichermaßen begeistert waren. Was Hoeneß aber vorschlägt, klingt so friedlich und harmonisch, dass man befürchten muss, die Sache geht trotz der vielen neuen Friedensengel bald wieder mit Pauken und Trompeten unter. Zwei-, dreimal pro Saison soll es eine Fernsehsendung geben, die Beispiele von vergangenen Schiedsrichter-Entscheidungen beleuchtet. Experten sollen diskutieren, Wochen später, wenn sich alle wieder beruhigt haben. Nett aufgemacht, „vielleicht als Quizshow mit Showelementen. Die Schiedsrichter sind nicht die Feinde des Fußballs. Das muss klar werden", so Hoeneß.

Weil sie oft genug doch so hingestellt werden, hatte der DFB die Diskussion im ZDF-Sportstudio mit Lehrwart Eugen Striegel abgesetzt. „Da stand nur der Schiedsrichter im Mittelpunkt. Wir müssen weg von der Personifizierung. Ich habe mich überzeugen lassen", sagte Hoeneß. Auch er selbst will sich „nach Spielen zurückhalten“ und nichts mehr sagen. Der Zuschauer würde durch solch eine Sendung geschult und bekäme mehr Verständnis für den schweren Job an der Pfeife. Wer diese Sendung aber in Zeiten schwerer TV-Krisen bezahlen soll und ob sie durch genug Quote überhaupt ausreichend Geld in die Kasse spült, blieb als ungeklärte Frage im Raume stehen.

Wie schön sich doch die Botschaften und Absichtserklärungen anhörten. Wir erinnern uns in diesem Fall zu gerne an den Hoeneß Uli mit rotem Kopf und dickem Hals und seine bissigen Kommentare, wenn es um wichtige Punkte und folglich um eine Menge Geld geht. Er ist es jedoch nicht allein, der mit Schaum vor dem Mund oft wenig Verständnis für den schweren Job der Pfeifenmänner aufbringt. Wer den Abstieg fürchtet, Angst hat, der Konkurrenz im Titelrennen hinterherzulaufen, der wird auch in Zukunft auf den Putz hauen und den Schiedsrichtern bei vollem Vor und Nachnamen kräftig die Leviten lesen. Und das, obwohl Schiedsrichter Herbert Fandel seit dem runden Tisch vor Monaten eine wesentliche Besserung festgestellt hatte.

Bei allem Wohlwollen kam einiges in Frankfurt eher nach dem Motto „Wünsch dir was“ rüber. Das fürchten offenbar am ehesten die Schiedsrichter. Als Hoeneß und Mayer-Vorfelder Freundlichkeiten austauschten, stand bei ihnen Stressbewältigung auf dem Schulungsprogramm. Über eines scheinen sie sich keinen Illussionen hinzugeben: Trotz der Idee vom „Schiri-TV“ werden sie gerade die Fortbildung in Sachen Stressbewältigung in den nächsten Monaten bitter nötig haben.

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