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Sport: Radcliffes langer Lauf zum Sieg

Helsinki - Nach 2:20:57 Stunden war Paula Radcliffe am Ziel. Wörtlich und im übertragenen Sinne.

Helsinki - Nach 2:20:57 Stunden war Paula Radcliffe am Ziel. Wörtlich und im übertragenen Sinne. Zwölf Jahre hatte sie von diesem Sieg geträumt. Gestern gewann die 31-Jährige nun zum ersten Mal eine Goldmedaille bei einem Top-Wettbewerb. Die Engländerin wurde bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Helsinki Weltmeisterin im Marathon. Und danach sagte sie erleichtert: „Ich bin froh. Das war ein wichtiger Sieg für mich.“ Bei der Cross- und der Halbmarathon-WM hatte sie schon mehrfach gewonnen, doch bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften hatte sie so einen Triumph stets verpasst. Zehn Mal stand sie bei Olympischen Spielen oder einer WM in einem Finale, nur ein Mal jedoch konnte sie eine Medaille gewinnen – bei der WM 1999 über 10 000 Meter.

Im Olympiastadion von Helsinki endete nun diese Serie von Misserfolgen und Tränen im elften Anlauf. Noch acht Tage zuvor war Paula Radcliffe überraschend auch das 10 000-Meter-Finale gelaufen. Sie musste einsehen, dass auf der Bahn ihre Geschwindigkeit im Kampf gegen die Äthiopierinnen nicht mehr ausreicht, um eine Medaille zu gewinnen. Paula Radcliffe wurde Neunte.

Angefeuert von vielen Zuschauern an der Strecke bestimmte die 31-Jährige gestern von Beginn an das Tempo im Marathon. „Ich wusste, dass ich ein gutes Tempo hatte. Ich musste es nur durchhalten“, sagte Radcliffe, die sich zwischen Kilometer 25 und 30 von ihren Konkurrentinnen löste und dann ihren Vorsprung ständig vergrößerte. Am Ende kam sie 64 Sekunden vor der Titelverteidigerin Catherine Ndereba (Kenia) ins Ziel. Ihre Zeit von 2:20,77 Stunden ist ein Rekord für Weltmeisterschaften. Dritte wurde die Rumänin Constantina Tomescu (2:23:19). „Ich habe dieses Rennen auch genießen können. Letztes Jahr hatte ich im Vorfeld der Olympischen Spiele eine Reihe von Problemen. Dieses Mal habe ich aufgepasst, dass ich gesund zum Wettkampf komme“, sagte Radcliffe.

Vor einem Jahr war für sie eine Welt zusammengebrochen. Bei den Olympischen Spielen von Athen war die Marathon-Weltrekordlerin (2:15:25 Stunden) als große Favoritin an den Start gegangen. Doch bei brütender Hitze musste sie nach 36 Kilometern aufgeben, anschließend saß sie weinend am Straßenrand. Doch damit war das olympische Drama von Paula Radcliffe noch nicht beendet. Nur sechs Tage später stellte sie sich erneut, im 10 000-Meter-Finale. Auch hier gab sie auf. Doch Paula Radcliffe kämpfte sich zurück. Nur zwei Monate später gewann die 31-Jährige den New-York-Marathon. Und im April gewann sie den London-Marathon in der Spitzenzeit von 2:17:42 Stunden. Nur sie selbst ist jemals schneller gewesen.

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