zum Hauptinhalt
Fabio Jakobsen (ganz links) wird von seinem Landsmann Dylan Groenewegen (daneben) in vollem Tempo abgedrängt.

© dpa

Update

Ärzte wollen Radprofi Jakobsen aus Koma holen: „Wir beten weiter, dass er überlebt“

Fabio Jakobsen wird im Zielsprint bei der Polen-Rundfahrt von seinem Kollegen Dylan Groenewegen ins Absperrgitter gedrängt – mit dramatischen Folgen.

Schon die Bilder vom Sturz ließen Schlimmstes befürchten. Der niederländische Radprofi Fabio Jakobsen krachte bei der Polen-Rundfahrt im Zielsprint bei hoher Geschwindigkeit direkt in die Absperrgitter und blieb reglos liegen.

Der 23-Jährige, der von seinem Landsmann Dylan Groenewegen abgedrängt worden war, befindet sich nach einer fünfstündigen Operation am Donnerstag mittlerweile in einem stabilen Zustand. „Nachdem wir den Sturz gesehen haben, haben wir das Schlimmste befürchtet, aber jetzt wissen wir, dass die Situation ernst, aber stabil ist“, wurde Czeslaw Lang nach einem Besuch im Krankenhaus in einer Mitteilung der Organisatoren zitiert. „Nachdem ich mit dem Krankenhausdirektor gesprochen habe, bin ich etwas erleichtert.“

[Wenn Sie die wichtigsten Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Nach Angaben seines Teamchefs schwere Verletzungen im Gesicht. „Alle Knochen in seinem Gesicht sind gebrochen“, sagte Patrick Lefevere, der Manager des Rennstalls Deceuninck-Quick Step, am Donnerstag im belgischen Radio. Der Zustand sei „sehr schlimm. Wir beten weiter, dass er überlebt.“ Lefevere hatte am Abend zuvor gesagt, dass Groenewegen eine Gefängnisstrafe verdiene. Diese Worte bedauere er nicht, sagte Lefevere dem Sender. „Wir werden Schritte unternehmen, um bei der UCI und der Polizei Anzeige zu erstatten.“

Erste Untersuchungen hatten ergeben, dass sich Jakobsen keine Verletzungen im Gehirn oder an der Wirbelsäule zugezogen hat. Aufgrund der Schwere seiner zahlreichen Verletzungen befand sich der 23-Jährige zunächst im künstlichen Koma, aus dem ihn die Ärzte vermutlich am Freitag aufwachen lassen wollen. „Die Versuche, den Patienten aus dem künstlichen Koma zu holen, werden schrittweise erfolgen“, sagte ein Sprecher des Krankenhauses in Sosnowiec laut Nachrichtenagentur PAP am Donnerstag.

Der bei dem Unfall ebenfalls schwer am Kopf verletzte Mitarbeiter sei wieder bei Bewusstsein und ebenfalls in einem „stabilen Zustand“, teilten die Renn-Organisatoren mit.

Erst im Vorjahr war der Belgier Bjorg Lambrecht bei der Polen-Rundfahrt gestorben

Bei dem Bergab-Sprint am Mittwoch war Jakobsen nach dem Duell mit Groenewegen direkt in die Absperrgitter geknallt. In der Folge kamen weitere Fahrer zu Fall, auch der zunächst erstplatzierte Groenewegen. Der Niederländer wurde nachträglich disqualifiziert und von der Jury aus dem Rennen genommen. Der Radsport-Weltverband stufte das Verhalten Groenewegens als „unakzeptabel“ ein und schaltete die Disziplinarkommission ein.

Dessen Team Jumbo-Visma, die Mannschaft des viermaligen Zeitfahr-Weltmeisters Tony Martin, entschuldigte sich für den Vorfall. „Solche Unfälle sollten nicht passieren. Wir entschuldigen uns aufrichtig. Wir werden den Vorfall intern besprechen, bevor wir weitere Aussagen tätigen“, teilte das Team mit.

Der deutsche Topsprinter Pascal Ackermann war von dem Crash offenbar nicht betroffen. Jakobsen wurde von der Jury nachträglich zum Sieger der Auftaktetappe über 196 Kilometer von Chorzow nach Kattowitz vor dem ebenfalls gestürzten Franzosen Marc Sarreau und dem Slowenen Luka Mezgec erklärt. Auch für Sarreau ist die Rundfahrt beendet. Er erlitt eine schwere Schulterverletzung mit mehreren Bänderrissen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Heftige Kritik an den Veranstaltern der fünftägigen Rundfahrt übte Radprofi Simon Geschke. „Jedes Jahr derselbe dumme Bergab-Sprint bei der Polen-Rundfahrt. Jedes Jahr frage ich mich, warum die Organisatoren denken, das sei eine gute Idee“, schrieb der 34 Jahre alte gebürtige Berliner. „Massensprints sind gefährlich genug, man braucht kein Bergab-Finale mit 80 km/h“, ergänzte der Tour-de-France-Etappensieger von 2015

Auf den Tag genau vor einem Jahr war der Belgier Bjorg Lambrecht bei der Polen-Rundfahrt gestorben. Der gerade einmal 22 Jahre alte Radprofi war auf der Etappe nach Zabrze gegen eine Betonkonstruktion geprallt. Zunächst wurde er vor Ort reanimiert, erlag aber während einer Operation im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Lambrecht galt in Belgien neben Remco Evenepoel als das hoffnungsvollste Talent im Straßenradsport. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false