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© AFP

Radsport: Erik Zabel - erwünschte Person

Letztendlich bekommt er also doch noch seine Chance: Der geständige Doper Erik Zabel darf bei Rad-WM in Stuttgart starten.

Über die anderen Kandidaten wurde schnell entschieden, bei Erik Zabel dauerte die heftige Diskussion eine Stunde. Erst dann stand fest, dass der Radprofi an den Weltmeisterschaften Ende September in Stuttgart teilnehmen darf. Mit sechs zu zwei Stimmen sprach sich gestern das Präsidium des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) für den Start des 37-Jährigen bei der WM aus. „Ich freue mich, für Deutschland bei der WM starten zu dürfen“, sagte Erik Zabel. „Wir haben bei der Entscheidung sportliche Aspekte und alle anderen Umstände berücksichtigt“, sagte BDR-Präsident Rudolf Scharping. Er bezeichnet sich selbst als einen Freund Zabels, deshalb nahm er an der Diskussion und der Abstimmung nicht teil.

Die Berücksichtigung aller Umstände ist nicht unkompliziert, denn um die Nominierung Zabels hatte es schon vorher Kontroversen gegeben. Stuttgarts Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann hatte sich gegen Zabels Teilnahme ausgesprochen und ihn aufgrund seiner Dopingvergangenheit zur „unerwünschten Person“ erklärt. Ebenso wie den spanischen Star Alejandro Valverde, der in die Dopingaffäre „Operacion Puerto“ verstrickt sein soll. Der Weltverband UCI will nun Belege für diese Verwicklung haben, deshalb leitete er jetzt ein Verfahren gegen Valverde ein und schloss ihn von der WM aus. Der Fall der zweiten unerwünschten Person ist ein ganz anderer, und mit der Anwesenheit von Zabel wird Eisenmann nun leben müssen, die sich als Vorsitzende des Organisationskomitees einen Neuanfang ohne wie auch immer belastete Fahrer erhofft hatte. Zabel hatte Ende Mai unter Tränen zugegeben, 1996 beim Team Telekom mit Epo gedopt zu haben. Auf die Teilnahme an Olympia 2008 hat Zabel verzichtet, auch seinen Posten als WM-Botschafter legte er nieder. Doch Weltmeister war er noch nie, deshalb möchte es der Silbermedaillengewinner von 2006 noch einmal versuchen. „Ich werde kämpfen, um möglichst so gut abzuschneiden wie im Vorjahr“, sagte Zabel.

„Wir sind der Meinung, dass er seit seinem Geständnis alles dafür getan hat, dieses düstere Kapitel seiner Vergangenheit aufzuarbeiten“, sagte BDR-Vizepräsident Harald Pfab. Neben der Spende einer höheren Summe für den Anti-Doping-Kampf stehe Zabel auch in Schulen für die Aufklärung zur Verfügung. Formal war die Nominierung Zabels kein Problem, die Anti-Doping-Vereinbarung für die WM sieht ein Startverbot nur für „jeden konkret unter Dopingverdacht stehenden Fahrer“ vor.

Deshalb zählte Andreas Klöden gestern zu den Fahrern, bei denen die Nominierung für den erweiterten Kader, der vor der WM noch einmal reduziert wird, schnell über die Bühne ging. Zwar ist sein Rennstall Astana mit einer Reihe von Dopingfällen wie dem Alexander Winokurows belastet, gegen Klöden liegt aber nichts vor. „Ich denke, dass ich mir die Nominierung durch meine Leistung verdient habe“, sagte Klöden.

Neben der WM-Kader-Nominierung stand bei der Präsidiumssitzung auch der Fall Bernd Dittert auf der Tagesordnung. Man wolle am U-23-Nationalcoach festhalten, teilte der BDR mit. Bisher habe die Recherche keine Anhaltspunkte dafür ergeben, dass Dittert während seiner aktiven Zeit gedopt habe. – mit dpa

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