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Radsport

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Radsport: Gegen den Gartenzaun

Radprofi Stefan Schumacher rammt in alkoholisiertem Zustand einen Gartenzaun. Es drängen sich Parallelen zu Jan Ullrich in einer seiner schwierigsten Phasen auf.

Berlin - Man muss den Satz gar nicht mehr zu Ende führen. Bereits nach den Worten „Erinnert Sie der Fall an“, fällt einem Hans-Michael Holczer ins Wort. „Kein Kommentar, kein Kommentar, kein Kommentar“, sagt der Teammanager des Radsportteams Gerolsteiner, erst dann sagt er: „Sie meinen sicher Jan Ullrich.“

In der Nacht zum 1. Mai 2002 hat Jan Ullrich alkoholisiert mit seinem Porsche vor dem Bahnhof in Freiburg einen Fahrradständer gerammt. Diese Begebenheit muss nur deshalb wieder aus der Rubrik „Unnützes Sportwissen“ hervorgeholt werden, weil dem deutschen Radprofi Stefan Schumacher am Sonntagmorgen in seinem Heimatort Nürtingen Ähnliches passiert ist. Der 26-jährige Weltmeisterschaftsdritte vom Team Gerolsteiner fuhr in alkoholisiertem Zustand in einen Gartenzaun, flüchtete zunächst, und kehrte dann um. „Ein Alkomattest hat nach seiner Aussage etwas mehr als 0,6 Promille ergeben“, sagt Stefan Schumachers Manager Heinz Betz, „jetzt warten wir auf den Bluttest.“ Außerdem habe die Polizei einen Drogenvortest vorgenommen. Die „Bild“-Zeitung berichtet, dieser sei positiv ausgefallen. „Wir kennen noch kein Ergebnis“, widerspricht Betz, „er sagt, er habe keine Drogen genommen, das beruhigt mich.“

Weniger beruhigt scheint Gerolsteiner-Teamchef Hans-Georg Holczer zu sein. „Wer mich kennt, weiß, dass ich dazu eine Meinung habe“, sagt er , „aber ich darf mich dazu nicht äußern.“ Dennoch fürchtet Schumachers Manager Betz keine beruflichen Konsequenzen. Zumal die Saison für seinen Klienten beendet ist, für die abschließenden drei Rennen war Schumacher nicht mehr vorgesehen. „Das könnte vielleicht strafrechtliche Konsequenzen haben“, glaubt der Manager. Allerdings weiß er auch: „Der Unfall wird sich sicher nicht positiv auf sein Image auswirken, auch angesichts der Historie.“

Betz meint zwar nur den wegen zahlreicher Dopingvergehen ohnehin ramponierten Ruf der Radsportler. Doch Stefan Schumachers Reputation hatte schon vor der Alkoholfahrt gelitten. Der Radprofi war vor der WM in Stuttgart bei einer Trainingskontrolle der Nada mit überhöhten Hämatokritwerten aufgefallen. Laut dem Sportausschussvorsitzenden Peter Danckert (SPD) hatten diese Werte bei 51 und 50 Prozent gelegen. Der Bund-Deutscher-Radfahrer und der Radsportweltverband ließen ihn nach eigenen Kontrollen, die unauffällig blieben, bei der WM starten. Stefan Schumacher führte die hohen Werte auf Durchfall zurück, Gerolsteiner-Teamchef Holczer auch: „Mir haben drei Ärzte bestätigt, dass sie der Überzeugung sind, dass nicht manipuliert worden ist.“ Trotzdem will sich der Sportausschuss am 24. Oktober mit dem Fall beschäftigen.

Eigentlich war Schumacher am Sonntagmorgen ohne Auto unterwegs, war mit dem Taxi nach Hause gekommen. Doch weil er seine Freundin suchen wollte, ist er angetrunken noch einmal losgefahren. Ein großer Fehler. „Er ist jetzt down“, sagt sein Manager, „aber er ist froh, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind.“

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