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107. Berliner Sechstagerennen. Die Teilnehmerinnen am Frauenrennen zum Auftakt des 107. Berliner Sechstagerennens warten auf die Präsentation.

© dpa

Radsport in Berlin: Warum das Sechstagerennen nicht mehr die Massen erreicht

Das Berliner Sechstagerennen war bestens organisiert und hochkarätig besetzt. Doch die Zuschauer blieben fern. Eine Erklärung.

Von David Joram

Valts Miltovics war mit den Fans zufrieden. „Wir haben hier in Berlin ein Fachpublikum“, sagte der Geschäftsführer des Sechstagerennens. Das Fachpublikum im Velodrom dürfte auch zufrieden gewesen sein, Miltovics hatte schließlich wieder Weltklasse verpflichtet, sogar beim erstmals ausgetragenen Sprint der Frauen. Kristina Vogel, die weltweit schnellste Bahnrad-Sprinterin, gab sich die Ehre. Sie war ein Gewinn für die Veranstaltung, kam sympathisch und unterhaltend rüber und scheute auch den Kontakt mit den Fans nicht.

Und sonst? Ein gelungener Familiensonntag, ein ausverkauftes Rennen am Samstag, Konfetti und Feuershow für die Sieger; dazu viel Drumherum, eine Fahrradbörse beispielsweise. Trotzdem kamen weniger Besucher als im Vorjahr. Dieses Jahr waren es rund 50.000, im Vorjahr noch 60.000. Und da zeigte der Trend schon klar nach unten. Woran liegt das?

Sicherlich nicht an Miltovics’ Bemühen. Die Show war gut, die Organisation passte, die Nähe zu den Sportlern auch.

Wer zum Sechstagerennen ging, besuchte auch immer ein Volksfest

Das Sechstagerennen, das Miltovics hipper machen will, leidet an der schwindenden Mitte. Die Bahnradfahrer waren stets Teil, nie Mittelpunkt des Sechstagerennens. Wer hinging, besuchte immer auch eine Art Volksfest, suchte Geselligkeit, fand Gemeinschaft. Ob nun die schnellsten Radfahrer teilnahmen oder nicht, war nicht immer das Wichtigste.

Im Berlin von heute scheinen Volksfeste aber immer weniger angesagt; das Nischenklientel nimmt zu, der üppige Veranstaltungskalender gibt es her. Miltovics tut gut daran, dem Bahnradsport frühzeitig eine hübsche Nische zu sichern. Wie genau die aussehen kann, liegt an ihm. Sie erfolgreich zu gestalten, dürfte anstrengend werden. Dem Fachpublikum weiterhin gerecht zu werden, könnte aber der richtige Weg sein.

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