zum Hauptinhalt
070830ullrich

© dpa

Radsport: Jan Ullrich wirbt bei Fahrradmesse

Ex-Radprofi Jan Ullrich hat sich seit Monaten erstmals wieder in der Öffentlichkeit gezeigt. Bei der Internationalen Fahrradmesse Eurobike präsentierte er sich als Werbepartner einer Schweizer Firma für Funktions-Bekleidung.

In seiner Karriere hat Ex-Radprofi Jan Ullrich schon so manchen Tropfen Schweiß vergossen. Jetzt tut er das nur noch für die Wissenschaft. Auf der Internationalen Fahrradmesse Eurobike trat der unter Doping-Verdacht stehende 33-Jährige unter großem Medienandrang als "bionisches Messinstrument" einer Schweizer Firma auf. Die X-Technology R&D Swiss GmbH entwickelt Wäsche für Hochleistungssportler und erforscht, wie sich der Schweiß, der die Haut kühlt, mit Hilfe der richtigen Bekleidung in Energie umwandeln lässt.

Die etwa 80 Teilnehmer der Pressekonferenz erlebten einen sichtlich gut gelaunten und entspannten Mann ohne Schweißperlen auf der Stirn. Seit seinem Rücktritt vom Profi-Radsport im vergangenen Februar haben Ullrichs öffentliche Auftritte Seltenheitswert.

Frage nach Doping bringt Stimmung auf den Nullpunkt

Wer gehörig ins Schwitzen kam, war Ullrichs wissenschaftlicher Partner, Prof. Bodo Lambertz. Als die unvermeidliche Frage nach den Doping-Vorwürfen gegen Ullrich kam, sank die Stimmung im Saal auf den Nullpunkt. Höflich, aber bestimmt beschied der Forscher den Fragesteller: "Mich interessieren diese Dinge nicht, ich bin nicht derjenige, der moralische Bewertungen macht."

Schon vor Beginn der Veranstaltung hatte ein Moderator unmissverständlich klar gemacht, dass Fragen zur Vergangenheit von Jan Ullrich oder gar nach möglichen Beziehungen zu unerlaubten leistungssteigernden Mitteln deplatziert wären. Der Tour-de-France-Sieger von 1997, der seine aktive Laufbahn im Februar beendet und dabei Doping-Vorwürfe zurückgewiesen hatte, schaute mal nachdenklich, mal fröhlich ins Publikum. Während der Professor seine Forschungen erklärte, stärkte sich Ullrich mit einem Snack.

Ullrich: Weiterhin beste Kollegenkontakte

Die Energie konnte er gebrauchen, um seinerseits die Frage zum Doping-Verdacht abzuwehren. "Wenn ich etwas dazu sagen möchte, werde ich den Zeitpunkt und das Medium selbst bestimmen", verkündete er. Entlocken ließ er sich immerhin, dass er immer noch gern Fahrrad fahre. "Das ist Leidenschaft." Und dass er weiterhin beste Kollegenkontakte habe. "Bei mir gehen gute Freunde, gute Radprofis, immer noch ein und aus."

Von den hitzigen Debatten in der Profi-Radsportszene vor der anstehenden Stuttgarter Straßenrad-WM war bei Ullrichs Auftritt nichts zu spüren. Unberührt von allem kündigte er an, dass er auf der Eurobike, die noch bis zum Sonntag dauert, jeden Tag Autogramme geben wolle. Ob Ullrich der geeignete Werbeträger für die "größte Fahrradmesse der Welt" ist, wie Messechef Klaus Wellmann die Ausstellung vor der Eröffnung genannt hatte, muss sich noch zeigen.

Christoph Goebel, Vorsitzender des Zweirad Groß- und Außenhandelsverbandes (ZGA), hat da so seine Zweifel. Auf die Frage, ob Ullrich als Aushängeschild für die Branche tauge, hatte er gesagt: "Ich würde ihn wahrscheinlich im Moment nicht einladen."

Gisela Mackensen[dpa]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false