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Radsport: Riccos Nieren versagen nach Transfusion

2008 wurde er wegen Dopings für 20 Monate gesperrt - doch der Italiener dopte weiter. Jetzt wäre Radprofi Riccardo Ricco beinahe daran gestorben.

Berlin - Der sonst so forsche Radprofi zeigte sich reumütig. „Ich übernehme die volle Verantwortung. Es war nur mein Fehler. Jetzt bin ich ein falsches Idol“, sagte Riccardo Ricco. Das war im Jahr 2008. Der damals 24 Jahre alte Italiener sprach von einer Jugendsünde und großem Druck, er war gerade bei der Tour de France positiv auf Doping mit Epo getestet worden. Deshalb wurde er für 20 Monate gesperrt, ein französisches Gericht verurteilte ihn zu einer Haftstrafe auf Bewährung. Dann fuhr er wieder, dopte offensichtlich weiter und ist nun beinahe daran gestorben. Die Branche zeigt sich schockiert – ob routinemäßig über den Dopingfall oder über Riccos Vorgehen, bleibt offen.

Am vergangenen Sonntag war Ricco mit Nierenversagen, einer vermuteten Lungenembolie und sichtlich unter Schock in einem Krankenhaus in Modena eingetroffen. Ärzten und Begleitern sagte er, dass er sich eine Blutkonserve, die 25 Tage in seinem Kühlschrank lag, selbst wieder zugeführt habe. Eigenblutdoping erhöht die Kapazität, Sauerstoff zu transportieren und ist schwer nachzuweisen, allerdings wird das Blut dadurch auch dicker. Und es birgt weitere Risiken, wenn das Blut sich etwa zersetzt. „Problematisch ist die richtige Lagerung“, sagt Wilhelm Schänzer, der Leiter des Kölner Doping-Kontrolllabors. Besonders spektakulär erscheint am Fall Ricco, dass er sich selbst das Blut wieder transfundiert haben will. Dafür muss man nur den Beutel hochhängen und sich die Kanüle legen, laut Wilhelm Schänzer ist die Abnahme inklusive des dafür erforderlichen Materials aufwändiger. Ihn wundert eher, dass es beim verbreiteten Eigenblutdoping nicht häufiger zu Komplikationen komme.

Es ist durchaus realistisch, dass Ricco, dem es etwas besser geht, zumindest was die Rückführung des Blutes angeht die Wahrheit sagt und nicht seine Helfer schützen will – ein neuer Gedanke für eine Welt, bei der Doping automatisch zusammen mit Dopingmafia gedacht wird. Warum sollte nicht auch bei der Entnahme alleine experimentieren, wer selbst zurückführt? Die Staatsanwaltschaft Modena ermittelt jedenfalls gegen Ricco, und natürlich fahndet sie auch nach mutmaßlichen Komplizen. Laut „Gazzetta dello Sport“ befragen die Ermittler auch Riccos Lebensgefährtin, die Radfahrerin Vania Rossi. Gegen sie gab es bereits in den vergangenen Jahren Dopingermittlungen. Rossi sagt, am vergangenen Sonntag sei sie nicht zu Hause gewesen.

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