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Contador

© dpa

Radsport: Und raus bist du

Die Radrennveranstalter und der Weltverband streiten darüber, wer im Radsport noch mitfahren darf. Der Hauptstreitpunkt liegt dabei im richtigen Umgang mit der Dopingproblematik. Eine Einigung ist nicht in Sicht.

Berlin - Die schlimmsten Drohungen sind die, bei denen die möglichen Konsequenzen der Fantasie des Bedrohten überlassen bleiben. So können sich die Profiteams nun alles mögliche ausmalen, wenn ihnen der Präsident des Radsportweltverbandes UCI, Pat McQuaid, in einem Schreiben mitteilt: „Die UCI vertraut darauf, dass die Teams die Ernsthaftigkeit der Situation erkennen und auf einen Start verzichten, auch im Hinblick auf mögliche Sanktionen.“

Die Radsportsaison läuft bereits, das erste richtig große Rennen findet aber erst vom 9. - 16. März statt: Die Fernfahrt Paris-Nizza. Sie wird von der Unternehmensgruppe ASO veranstaltet, ebenso wie die Tour de France und einige andere große Rennen. Seit Jahren liegt die ASO im Clinch mit dem Weltverband, der im letzten Jahr darin gipfelte, dass McQuaid währende der Tour ausgesperrt wurde. Es geht in dem Streit vor allem um die Hoheit bei der Vermarktung des Radsports, für die es wichtig ist, sauber dazustehen. Die Hoheit wollte die UCI 2005 mit der Einführung der Rennserie ProTour gewinnen, zu der sich die ASO aber nie zugehörig fühlte und an der sie in diesem Jahr mit ihren Rennen nicht teilnimmt.

Vordergründig beschuldigen sich beide Seiten, nicht angemessen mit der Dopingproblematik umzugehen. Die ASO und auch andere Veranstalter behalten es sich vor, Teams nicht einzuladen – wie etwa in diesem Jahr das dopingbelastete Team Astana zur Tour und den anderen Rennen. Astana (mit Vorjahressieger Alberto Contador, der damals für Discovery Channel fuhr) hat aber eine Lizenz des Weltverbandes. Als „monumentale Verrücktheit“ bezeichnete McQuaid das Startverbot, diese Entscheidung richte sich komplett gegen den Sport. Er will nun juristisch prüfen lassen, wie der Tour-Start des seiner Aussage nach geläuterten Team nun doch noch erzwungen werden kann.

Der aktuelle Brief der UCI ist nun ein weiterer Zug im Machtkampf. Hans-Michael-Holczer, der Chef des Teams Gerolsteiner, sieht in dem sich zuspitzenden Streit einen „Vorlauf für die Tour.“ Ein mögliches Druckmittel sieht er in den Finanzen. „Alle 18 ProTour-Teams haben bei der UCI eine Bank-Garantie hinterlegt, das Minimum beträgt 604 000 Euro“, sagte Holczer der Deutschen Presseagentur.

Wie er sich verhalten wird, will er erst nach Beratungen mit den anderen Teams und Sponsoren entscheiden. Da die ASO Paris-Nizza ganz ohne die UCI veranstalten will, ist sie für den Verband eine „Privat-Veranstaltung ohne Verbindung zum organisierten Sport“, zu der er keine Doping-Kontrolleure schicken wird. Der Vorjahressieger ist jedenfalls auch nicht dabei. 2007 gewann Alberto Contador auch Paris-Nizza.

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