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Auf der 250 Kilometer langen Strecke zwischen Paris und Roubaix radeln John Degenkolb und seine Konkurrenten insgesamt über 55 Kilometer unsicheres Terrain.

© dpa

Radsportklassiker: Paris-Roubaix ist für John Degenkolb ein Gutes Pflaster

John Degenkolb hat sich nach einem schweren Unfall zurückgekämpft – und will den Radsportklassiker Paris-Roubaix zum zweiten Mal gewinnen.

Im Wohnzimmer von John Degenkolb steht ein großer Pflasterstein. Was Normalsterbliche als seltsam empfinden dürften, ist für den deutschen Profiradsportler fast das höchste der Gefühle. 2015 hat der mittlerweile 28-Jährige den legendären Klassiker Paris-Roubaix gewonnen – erst als zweiter Deutscher überhaupt. Charakteristisch für das Rennen sind seine Kopfsteinpflasterpassagen, am Sonntag bei der 115. Auflage werden es insgesamt 29 sein. Auf der 250 Kilometer langen Strecke radelt das Feld in der Summe über 55 Kilometer unsicheres Terrain. Den Pflasterstein als Siegertrophäe mitnehmen zu dürfen, ist da ein fast schon perfides Andenken.

„Am Ende muss man diese Rennen lieben, um dort erfolgreich zu sein“, hat Degenkolb einmal gesagt. Paris-Roubaix zählt neben Mailand-Sanremo, der Flandern-Rundfahrt, Lüttich-Bastogne-Lüttich und der Lombardei-Rundfahrt zu den fünf Monumenten des Radsports. Sich dort in die Siegerlisten eintragen zu dürfen, zählt für den Deutschen „mehr als ein Sieg bei einer Tour-de-France- Etappe“.

Degenkolbs Saison in seinem neuen Team Trek-Segafredo verlief bisher ordentlich, wenn auch noch nicht spektakulär. Sowohl bei Mailand-Sanremo als auch vergangenen Sonntag in Flandern belegte er den siebten Platz und musste jeweils am Ende abreißen lassen. Dennoch ist seine Form insgesamt ansteigend, was nach dem fast verlorenen Jahr 2016 durchaus bemerkenswert ist.

Zu Beginn der vergangenen Saison hatte Degenkolb einen schweren Unfall, als eine Autofahrerin während einer Ausfahrt in seine Trainingsgruppe krachte. Degenkolb erlitt er einen Unterarmbruch und verlor die Kuppe seines linken Zeigefingers. Den dadurch erlittenen Trainingsrückstand konnte er anschließend nicht mehr aufholen und schaffte in der gesamten Saison nur zwei Siege in kleineren Rennen.

2017 startete er einen kompletten Neuanfang und wechselte vom deutschen Team Giant-Alpecin zur US-Mannschaft Trek-Segafredo – was er selbst als Fortschritt bezeichnete. „Ich bin mir sicher, dass das was ich 2015 gezeigt habe noch nicht das Maximum war und dass ich mich bei Trek-Segafredo weiterentwickeln werde.“ In der neuen Mannschaft hat Degenkolb bisher einen Saisonsieg eingefahren, dazu mehrere gute Platzierungen erreicht. Sein Formaufbau war von vornherein auf die Klassiker ausgerichtet, aber bisher hatte er „nicht die Beine“, um tatsächlich bis zum Schluss bei einem der großen Rennen um den Sieg mitfahren zu können.

Bei Paris-Roubaix am Sonntag (11 Uhr, live bei Eurosport) hat er die nächste Chance und dass er schon einen Pflasterschein zuhause hat, macht ihn nicht etwa müde, sondern motiviert ihn eher. „Einen Titel zweimal zu gewinnen, ist genauso attraktiv, wie ihn zum ersten Mal zu gewinnen. Ich würde gerne einen zweiten Pflasterstein nach Hause mitnehmen“, hatte er kürzlich erklärt. Und in seinem Wohnzimmer dürfte dafür auch noch Platz genug sein.

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