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Sport: Räikkönen stoppt das Volksfest

Der finnische Ferrari-Pilot verhindert den erhofften Formel-1-Heimsieg des Briten Lewis Hamilton

Eine ganze Nation hatte sich auf die musikalische Nachbereitung des Großen Preises von Großbritannien gefreut. Doch als am Sonntag um 15.35 Uhr die Hymne des Siegers des Formel-1-Rennens von Silverstone gespielt wurde, blieb die CD mit der ersehnten Würdigung der Queen liegen. Statt dessen wand sich das der Mehrheit der Zuschauer reichlich unvertraut rumpelnde finnische Nationalliedgut aus den Boxen. Dies hatte freilich einen Grund: Nicht der neue britische Liebling Lewis Hamilton, sondern der Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen hatte überlegen gesiegt. Nur eine Woche nach seinem Triumph in Frankreich entschied der 27 Jahre alte Finne auch den WM-Lauf in Großbritannien für sich. „Das war ein Super-Wochenende“, sagte Räikkönen wie immer weit gehend emotionslos.

Der WM-Führende Hamilton war zwar als Erster gestartet, kam aber abgeschlagen als Dritter noch hinter seinem Teamkollegen bei McLaren-Mercedes, Weltmeister Fernando Alonso, ins Ziel. Nick Heidfeld holte als Sechster drei WM-Punkte. „Der sechste Platz ist in Ordnung, das Problem war mein neunter Startplatz. Jetzt freue ich mich auf mein Heimrennen und hoffe auf dem Nürburgring auf ein gutes Ergebnis“, sagte Heidfeld. Nico Rosberg fuhr nach technischen Problemen im Qualifying immerhin noch von Startrang 17 auf Platz zwölf vor. „Punkte wären sowieso nicht machbar gewesen nach den Motoraussetzern im Qualifying“, sagte der Williams-Pilot, der im ersten Rennabschnitt immerhin spektakuläre Überholmanöver bot. „So haben unsere Sponsoren wenigstens ein bisschen Fernsehzeit gekriegt.“ Ralf Schumacher kam erst gar nicht ins Ziel; nach Startplatz sechs blieb sein Toyota in der 24. von 59 Runden wegen eines Kupplungsschadens stehen. „Ein Punkt wäre drin gewesen“, meinte der Kerpener sichtlich enttäuscht. „Aber es hat nicht sollen sein.“Adrian Sutil rollte mit seinem Spyker schon im 17. Umlauf aus.

Ein wenig nach Enttäuschung schmeckte den britischen Fans auch der dritte Platz ihres Helden, den sie vor dem Rennen noch mit Beifallsstürmen gefeiert hatten. Auch Hamilton konnte seine Ernüchterung nicht ganz verbergen, wenngleich er bekundete, mit dem Ergebnis „happy“ zu sein. Selbstkritisch lieferte er seinen Landsleuten die Erklärung für das ausgebliebene Volksfest. „Ich hatte mich hier für eine andere Abstimmung entschieden als Fernando, das war falsch“, sagte der 22-Jährige, nachdem er fast entschuldigend den Pokal für den dritten Platz auf dem Podest präsentiert hatte. „Ich hatte einen guten Start und habe versucht, einen Vorsprung auf Kimi rauszufahren. Aber das hat nicht geklappt, und irgendwann waren auch die Reifen völlig hinüber.“ 85 000 Fans hatte der Hype um seine Person an die Strecke gelockt, darunter auch das Celebrity-Paar Victoria und David Beckham. Sie hofften vergeblich auf den ersten Sieg eines Briten in Silverstone seit David Coulthards Erfolg 2000.

Die entscheidende Szene ereignete sich bei Hamiltons erstem Boxenstopp: Zunächst einmal musste der Brite ungünstigerweise einige Runden vor Räikkönen nachtanken, und überdies verlor er weitere Zeit, weil er mit noch eingestöpseltem Tankrüssel zu früh wieder aufs Gas drückte. „Das war eindeutig mein Fehler“, gab Hamilton zu. „Ich dachte, ich könnte schon losfahren.“ Räikkönen nutzte diese Gelegenheit und übernahm die Führung, die er bis zum Schluss nicht mehr abgab. „Als Lewis in die Box ging, habe ich so hart es ging gepusht, um vor ihm zu bleiben, und es hat geklappt“, sagte der Finne.

Trotz alledem verteidigte Hamilton mit seinem neunten Podiumsplatz in Folge die Gesamtführung in der Weltmeisterschaft. Doch nicht nur sein Teamkollege Alonso musste ernüchtert anerkennen, dass die Konkurrenz wohl vorbeigezogen ist: „Mehr als der zweite Platz war nicht drin. Ferrari war einfach ein bisschen zu schnell.“

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