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Sport: Rätselhafte Fingerzeige

Wie lange kann Werder Bremen seinen Torjäger Miroslav Klose noch halten?

Drei Finger streckte er in die Höhe, mit Daumen und Zeigefinger formte er einen Kreis. Dann schlug er sich auf die Brust und grüßte die Tribüne. Es sah so aus, als hätte Miroslav Klose gerade Lektion eins des Gebärdensprachenlehrgangs für Fußballprofis hinter sich gebracht. Beide Tore beim 3:0 über Arminia Bielefeld bejubelte Werder Bremens Stürmer auf diese Weise. Nun rätseln Bremen und die Bundesliga: Was will uns der Mann damit sagen?

Hat die Sportstudio-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein Recht, die „als Mutter“ zu wissen glaubte, Klose werde zum dritten Mal Vater? Oder gibt es einen beruflichen Hintergrund? Will Klose in dieser Saison 30 Tore schießen? Ist er für 30 Millionen Euro Ablöse zu haben? Oder liegt ihm schon ein Angebot vor? Vielleicht von Babelsberg 03?

Quizmaster Klose gibt nur nebulöse Tipps. „Die Person, die gemeint ist, weiß Bescheid“, sagte der Stürmer. „Bald ist Weihnachten, da muss man sich mal überraschen lassen.“ Weil Klose sich nach seinen Saisontreffern sieben und acht nicht einfach nur auf die Brust, sondern auch demonstrativ aufs Werder-Wappen schlug, keimt in Bremen Hoffnung, der Nationalstürmer könnte seinen Vertrag bei Werder verlängern. Auf dem Werder-Wunschzettel steht das ganz oben. Denn Klose zeigte am Samstag wieder einmal seine Weltklasse. Beim 1:0 vollstreckte er entschlossen, beim 2:0 legte er den Ball mit Übersicht und Gefühl ins Netz, das 3:0 bereitete er intelligent vor. Hinzu kamen zwei fantastische Hackentricks, die wohl leider in Vergessenheit geraten werden, weil Christian Schulz und Aaron Hunt diese Vorlagen nicht im Tor unterbrachten.

Man kann diesen Klose nicht ersetzen. Und trotz allen Rätselratens ist es immer noch wahrscheinlich, dass Werder das tun muss. Klose hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er irgendwann im Ausland spielen möchte. Der Stürmer wird im Sommer 29. Es wäre das richtige Alter für einen Wechsel. Während der WM hatte Sportdirektor Klaus Allofs Klose für „unverkäuflich“ erklärt, aber auch zugegeben, dass sich dies 2007 ändern könnte. Denn 2008 wäre der Stürmer ablösefrei zu haben. Wenn Werder kassieren will, muss der Transfer im kommenden Jahr erfolgen.

Ob mit oder ohne Klose, Werder steht ein Umbruch im Angriff bevor. Nicht auszuschließen, dass der 20 Jahre alte Hunt, der seinen Vertrag in Bremen verlängern will, im Sommer als einziger Stürmer übrig bleibt. Hugo Almeida ist vom FC Porto nur ausgeliehen. Trotz ordentlicher Leistungen zuletzt muss er noch beweisen, dass er die rund drei Millionen Euro Ablösesumme wert ist. Mohammed Zidan hat sich, auch aufgrund von Verletzungen, noch nicht durchsetzen können. Und Ivan Klasnic läuft seit einer Blinddarmoperation vor einem Jahr seiner Form hinterher. Inzwischen glaubt in Bremen kaum jemand mehr, dass er sie noch erholen wird, bevor sein Vertrag am Saisonende ausläuft. Als Ersatz für Klasnic bietet sich Aachens Jungnationalspieler Jan Schlaudraff an. Der 23-Jährige war gegen Chelsea zu Gast im Weserstadion.

Die Bremer können gelassen an die Stürmerfrage gehen, weil Abwehr und Mittelfeld deutlich gefestigter sind als in den Jahren zuvor. Naldo und Per Mertesacker bringen nicht nur Chelseas Stürmer zur Verzweiflung, und vor ihnen zeigen Torsten Frings und Diego Woche für Woche Herausragendes. Da ein Wechsel Kloses nicht überraschend käme, wird der frühere Stürmer Allofs den Markt längst beobachten. Doch dazu schweigt der Sportdirektor ebenso wie Klose. Die Auflösung seines Weihnachtsrätsels folgt sicher demnächst.

Steffen Hudemann[Bremen]

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