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Sport: Raffiniert kombiniert

Mit seinem Perfektionismus wurde Ronny Ackermann der erfolgreichste Athlet der Nordischen Ski–WM

Ein kurzer Blick genügte, und schon griff Ronny Ackermann zu. Den deutschen Kombinierer plagte offenbar bei der Pressekonferenz rund zwei Stunden nach seinem Wettkampf der Hunger, und als er in seinem Körbchen nichts Essbares fand, beugte er sich hinüber zum Zweitplatzierten Magnus Moan – und klaute ihm eine Nussschnecke aus dem Korb. Der Norweger grinste nur verlegen.

Ronny Ackermann hat den anderen bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften fast alles weggenommen. Alle beiden Goldmedaillen in den Einzelwettbewerben beanspruchte der 27-Jährige für sich, mit der Mannschaft holte er auch noch eine Silbermedaille. Damit zählt der deutsche Kombinier nach der norwegischen Langläuferin Margit Björgen zu den erfolgreichsten Athleten der zwölf nordischen Tage von Oberstdorf. „Das war die Weltmeisterschaft meines Lebens, das ist nicht mehr zu toppen“, sagte Ackermann. Dabei hat er in der Vergangenheit auch schon viel erreicht: Zwei Silbermedaillen in Salt Lake City und eine Gold- und zwei Silbermedaillen der WM 2003 schmücken seinen sportlichen Lebenslauf. In Oberstdorf aber schrieen und klatschten ihn die begeisterten Zuschauer zu seinen drei Medaillen. „Diese Momente werden mein Leben für immer prägen.“

Der Norweger Kristian Hammer, der auf der 7,5 Kilometer langen Sprintstrecke nur Ackermanns Rücken sah, ahnt den Grund für die Erfolge des Deutschen. „Er macht seinen Job immer perfekt“, sagte der Bronzemedaillengewinner. Der Sieg vom Sonntag dient als Beispiel dafür. Bis zuletzt hatte Ackermann an seiner Sprungposition getüftelt. „Ich muss den Schwerpunkt weiter nach vorne verlagern, sonst hab’ ich keine Chance“, dachte Ackermann. Die Umstellung aber so kurz vor dem Wettkampf sei ein großes Risiko gewesen.

Der Perfektionismus, den Ackermann erst in den letzten Jahren entwickelt hat und mit dem er und Bundestrainer Hermann Weinbuch an Technik und Material tüfteln, ist ein Grund für die Erfolge. Hinzu kommen Ackermanns großes Selbstbewusstsein und sein souveräner Umgang mit den Erwartungen in Oberstdorf. Er sagt: „Mein eigener Druck ist noch größer als der von außen.“

Mit den spektakulären Erfolgen von Oberstdorf hat er noch mehr Interesse für seine Sportart geweckt. „Wir Kombinierer haben knappe Entscheidungen und attraktive Wettkämpfe, wir müssen dieses Potenzial jetzt nutzen“, sagt Ackermann. „Wir müssen uns nun öfter an die Springer anhängen und nordische Wochenenden an einem Ort machen.“ So wie zu Saisonbeginn, als Springer, Langläufer und Kombinierer ihre Saison in Kuusamo begannen.

Die Popularität seiner Sportart wird in den nächsten Jahren auch von seinen Leistungen abhängen. „Man hat immer neue Ansprüche“, sagt Ackermann. Mehr wolle er nicht sagen. „Ich behalte meine Ziele immer für mich.“ Die Olympischen Spiele in Turin 2006 dürften dabei eine große Rolle spielen. Doch er lässt sich nichts mehr entlocken. Ackermann sagt: „Für die Olympischen Spiele muss man sich auch erst einmal qualifizieren.“ Das könnte ihm gelingen, so viel lässt sich nach diesen Weltmeisterschaften sagen.

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