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Sport: Ralf Rangnick: Die Maus wird zur Katze

Ist es nicht schön, dass diese Geschäft Fußball-Bundesliga selbst einem wie Ralf Rangnick noch richtig Spaß machen kann? Es ist eben doch ein Sport fürs ganze Volk und für Gewinner und Verlierer gleichermaßen, wenn die Rollen wechseln.

Ist es nicht schön, dass diese Geschäft Fußball-Bundesliga selbst einem wie Ralf Rangnick noch richtig Spaß machen kann? Es ist eben doch ein Sport fürs ganze Volk und für Gewinner und Verlierer gleichermaßen, wenn die Rollen wechseln. So wie am Dienstag, beim 4:1-Sieg des VfB Stuttgart über Eintracht Frankfurt. Bei einer Niederlage hätten sie ihn mit Freuden entlassen. Und jetzt saß er da und spielte mit sichtlichem Vergnügen Katz und Maus. Wer kriegt wen zuerst?

"Wissen sie, ich denke nicht darüber nach, bin ich jetzt noch Trainer oder wenn, wie lange noch", hat er gesagt. Das war natürlich geschwindelt. Aber das ist wohl erlaubt in einem solchen Augenblick, wenn man gezeigt hat, dass man nicht so einfach aufgibt und vom Präsidenten Manfred Haas über Sportdirektor Karlheinz Förster bis hin zum Mediendirektor Hansi Müller jeden noch hübsch ärgern kann. "Ich will diesen Weg weitergehen", sagte Rangnick. Das war schon ehrlicher. "Es wäre schade, ja, vielleicht jammerschade, wenn es zu Ende wäre."

In einem solchen Moment darf ein Trainer wie ein Rechtsanwalt, der vor Gericht verteidigt, ein bisschen Werbung für sich machen. Auch das hat Ralf Rangnick getan, als er von einer "sehr guten zweiten Halbzeit" sprach. Trotz der vier Tore aber war es ein bescheidenes Spiel. Und viel hätte nicht gefehlt, und die Stuttgarter wären gegen diese fürchterlich harmlosen Frankfurter ordentlich abgestürzt. Aber das zählt nach einem Sieg nicht. Es zählt dieses 4:1.

"Wir waren sehr nett zu den Stuttgartern heute", sagte Frankfurts Trainer Felix Magath, der jetzt selbst in die Bredouille und mit seinem Team in den Abstiegskampf gerät. "Wir hatten die Chance zum 2:1. Das Tor des VfB und die Verletzung von Torwart Heinen in der 58. Minute haben uns das Genick gebrochen." Kurz nach Mitternacht, als alle Kickerwaden massiert waren, das Auslaufen vorbei und das gemeinsame Essen hastig verschlungen, hat das auch Stuttgarts Kapitän Zvonimir Soldo bestätigt: "Die defensive Aufstellung der Frankfurter, das war ein klarer Vorteil für uns".

Jetzt aber geht das Spielchen um den Trainer weiter. Auch Ralf Rangnick wird sich einige Fragen stellen. Wie lange geht das gut, selbst wenn seine Mannschaft am Sonnabend den SC Freiburg schlägt? Wann kommt dann das nächste Ultimatum - von ihm selbst oder der Klubführung? Was hat Sportdirektor Förster mit Wunschkandidat Klaus Toppmöller abgesprochen? Viele Spieler wollen, wenn überhaupt, einen namhaften Trainer. Toppmöller geht da gerade noch durch. Auch das ist eine Chance für Rangnick. "Vielleicht", hat Ralf Rangnick trotzig gesagt, "haben die Spieler gemerkt, dass es um ihre Zukunft geht." Und: "Es ist eine Kopfsache. Ich meine nicht den Kopf zum Köpfen, sondern den zum Denken".

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