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Sport: Rapolder geht mit

Nach dem Rücktritt von Manager Rettig entlässt der abstiegsgefährdete 1. FC Köln auch noch seinen Trainer

Am Sonntag fand das turbulente Wochenende des 1. FC Köln seinen logischen Abschluss. Trainer Uwe Rapolder, der erst im Sommer aus Bielefeld gekommen war, wurde mit sofortiger Wirkung entlassen. Nach der schlechtesten Hinrunde der Klubgeschichte und dem Sturz auf einen Abstiegsplatz liegt der traditionsreiche Verein in Trümmern.

Als tags zuvor der Schlusspfiff ertönt und die 2:3 (1:0)-Niederlage des 1. FC Köln in Bielefeld besiegelt war, hatten Millionen Menschen den Anfang des Kölner Dramas erleben dürfen. Noch auf der Tribüne hatte Manager Andreas Rettig dem Präsidenten Wolfgang Overath vor laufender Kamera seinen Rücktritt erklärt. Overath war sichtlich geschockt und wollte den Manager dazu überreden, zumindest noch eine Nacht darüber zu schlafen. Aber Rettig beharrte auf seiner Entscheidung. „Andreas hat mich total überrascht, er hat so etwas in keiner einzigen Sekunde angedeutet“, erzählte Overath – und dass Rettig ihm erklärt habe, er sei „diesem Druck nicht mehr gewachsen“.

Rapolder wiederum musste auf Overaths Anweisung gehen. „Die Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen, weil ich nach wie vor von ihm überzeugt bin“, sagte der Weltmeister von 1974, der den FC seit rund eineinhalb Jahren regiert. Rapolder sei zwar ein „anständiger Kerl“, so Overath, aber „das Spiel in Bielefeld hat mich zur Überzeugung gebracht, dass wir etwas Neues beginnen müssen“.

Der Präsident vermisste beim zwölften Spiel in Folge ohne Sieg das Feuer in der Mannschaft: „Ich hatte das Gefühl, dass die Mannschaft nicht bereit ist, alles für den Trainer zu geben.“ Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Einerseits kritisierte der Trainer nach Niederlagen einzelne Spieler sehr scharf, und er legte sich zum Ärger der Fans auch mit Lukas Podolski an – mit dem Höhepunkt, dass er den Jungstar einmal erst zur Halbzeit brachte, weil dieser nicht fit gewesen sein soll.

Präsident Overath räumte ein, dass der Trainer die „gewaltige Umstellung“ vom beschaulichen Bielefeld in die Medienstadt Köln, die jeden Tag große Schlagzeilen braucht, schlichtweg unterschätzt habe.

Das derzeitige Vakuum auf den Führungspositionen stellt Overath nun vor gewaltige Probleme. So will der Klub innerhalb der nächsten zwei Wochen auch neue Spieler präsentieren. Doch kaum ein Profi wird zu einem Verein wechseln, ohne zu wissen, wer diesen trainiert. Diese anstehenden Spielerverpflichtungen und Rapolders Entlassung kann der Traditionsklub Overath zufolge finanziell „gut verkraften“, dennoch werde man auch weiterhin nur „ein kalkulierbares Risiko eingehen“.

Dem Eindruck, dass der 1. FC Köln nun handlungsunfähig oder gar in ein heilloses Chaos gestürzt sei, widersprach der Präsident energisch: „Wir haben einen dreiköpfigen Vorstand, also noch geht es.“ Zunächst einmal will Overath nun einen Manager verpflichten, um dann gemeinsam mit ihm bis zum Trainingsauftakt am 1. Januar einen neuen Trainer zu suchen. Für den Manager gibt es schon „konkrete Vorstellungen“: Overath will einen Mann, „der sehr gute Kontakte hat und sehr stark im sportlichen Bereich ist“. Der Kreis der verfügbaren Kandidaten ist angesichts des Zeitdrucks freilich sehr überschaubar; als Nachfolger Rettigs wird bereits Rolf Rüssmann (zuletzt beim VfB Stuttgart) gehandelt. Als wichtigstes Anforderungsprofil für den Trainer hat Overath schon vorgegeben, der neue Coach müsse „ein großer Motivator“ sein, was auf Klaus Toppmöller hindeuten könnte. Auf die Frage, bis wann diese beiden Schlüsselpositionen besetzt sein sollen, fand Overath eine gleichzeitig philosophische wie beunruhigende Antwort: „Die Zeit können wir nicht beeinflussen.“

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