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Sport: Ratlos am Wasser

Auch die Schwimmerin Buschschulte enttäuscht

Franziska van Almsick wirkte am Ende nur noch müde. Ihre Körpersprache, ihre Blicke, die Art, wie sie die Sätze hervorbrachte, all das signalisierte: Lasst mich bitte in Ruhe. An ihrem Badeanzug perlten Wassertropfen ab, sie stand in der Mixedzone des olympischen Pools und versuchte zu erklären, was eigentlich in dieser Sekunde nicht wirklich zu erklären war. Sie hatte den Einzug ins heutige Finale über 200 Meter Freistil geschafft, das schon. Aber es war ein harter, ein mühsamer Kampf. Und warum er so mühsam und so nervenaufreibend war, das konnte sie nicht erklären. Sie wurde Vierte in ihrem Halbfinale, sie schlug nach 1:59,13 Minuten an, das war die sechstbeste Zeit in den zwei HalbfinalRennen. „Es hat sich nicht gut angefühlt“, sagte die 26-Jährige. „Ich habe hier irgendwie kein Gefühl im Wasser.“ Und dann fügte sie in leisem Ton an: „Es muss sich bis zum Finale grundlegend etwas ändern.“

Eine grundlegende Änderung innerhalb von 24 Stunden? Das ist völlig unmöglich, das weiß Franziska van Almsick auch. Die Frage lautet also: Wie will sie heute Abend Gold über 200 m Freistil gewinnen, wenn sie sich selber als halb gescheitert darstellt? Wo soll das Selbstbewusstsein herkommen, etwa die Italienerin Federica Pellegrini zu besiegen, die mit 1:58,02 Minuten gestern die schnellste Halbfinalzeit geliefert hat? Franziska van Almsick klang gestern Abend so, als würde sie sich selbst auf ihr eigenes Scheitern vorbereiten.

Eine andere deutsche Schwimmerin hatte am Montagabend das Scheitern schon hinter sich. Antje Buschschulte hielt sich krampfhaft an einem Absperrgitter fest, sie weinte. 1:01,39 Minuten über 100 m Rücken, das war ihr Ergebnis. Es war ein Debakel. Die Weltmeisterin hatte auf ihrer eigentlich besten Strecke nur Platz sechs belegt. Dabei schwamm die 26-Jährige deutlich langsamer als im Halbfinale. Vor dem Rennen hatte Chef-Bundestrainer Ralf Beckmann sie als Medaillenkandidatin eingestuft. „Ich habe keine Erklärung", sagte Buschschulte, während sie sich die Tränen aus den Augen wischte. „Ich bin so wahnsinnig enttäuscht, dass vier Jahre Training jetzt vergeblich waren. Es war alles für den Wind.“ Der Start sei noch in Ordnung gewesen, aber dann habe sie das Tempo nicht mehr durchhalten können, berichtete Buschschulte. Ihr ratloses Resümee: „Irgendwie habe ich das Wasser nicht zu fassen bekommen.“

Die deutschen Schwimmer sind bislang an ihren Erwartungen gescheitert. Beckmann zog nach drei Tagen ohne olympische Medaille eine selbstkritische Zwischenbilanz. „Wir steuern durch schweres Gewässer“, gab Beckmann zu, der selbst viele Medaillen erwartet hatte. Der sechste Platz von Buschschulte sei „eine Enttäuschung“. Und der Rest auch.

siehe auch Seite 3

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