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Balanceakt in Hamburg. Ruud van Nistelrooy will den Hamburger SV in Richtung Madrid verlassen – doch der Verein will ihn nicht ziehen lassen. Foto: dpa

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Sport: Rauten-Rotation

Der HSV will wachsen und an Profil gewinnen. Ruud van Nistelrooy darf nicht gehen, Matthias Sammer soll kommen. Heute soll die Entscheidung fallen

Während Matthias Sammer sich weiter Zeit lässt und offenbar Schwierigkeiten hat, Familie und Job so zu verbinden, dass alle zufrieden sind – Sammer lebt mit seiner Frau und den drei Kindern in Grünwald bei München, die neue Arbeitsstelle des vermeintlichen neuen Sportchefs des Hamburger SV läge dann mehr als 600 Kilometer entfernt –, gibt es in einem anderen schlagzeilenträchtigen Fall mehr Klarheit: Ruud van Nistelrooy soll auf keinen Fall abgegeben werden.

Der 34 Jahre alte Niederländer wird von seinem ehemaligen Arbeitgeber Real Madrid umworben und warb selbst heftig um eine Freigabe vom HSV. Am Mittwochabend trafen sich Spieler, Berater, der HSV-Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann und Sportchef Bastian Reinhardt zum Essen. „Es war von Anfang an klar, dass es von unserer Seite kein Nachgeben gibt“, sagte Reinhardt. Doch van Nistelrooy bat und bettelte, verwies auf sein Alter, das baldige Karriereende, die Aussichten in Madrid, wohin er ohnehin als Privatier irgendwann umsiedeln wolle. Der HSV-Vorstand blieb hart, wie es auch der Hamburger Trainer Armin Veh in einem Vieraugengespräch war. „Wir geben Ruud nicht her. Er ist austrainiert, wie er es seit Jahren nicht war. Außerdem ist es unmöglich, in der kurzen Zeit einen Ersatz zu bekommen.“ Der HSV hat in Mladen Petric und Paolo Guerrero zwei verletzte Stürmer im Kader. Petric kehrt Freitagabend im Spiel gegen Eintracht Frankfurt auf die Bank zurück, neben van Nistelrooy wird Änis Ben-Hatira stürmen.

Es ist davon auszugehen, dass die starre Haltung des HSV Real zur Aufgabe zwingen wird. Zumal das Geschäft nach Vorstellung der Spanier auch kurios über die Bühne hätte gehen sollen. Van Nistelrooy hätte ablösefrei nach Madrid wechseln sollen. Das Argument Reals: Er sei vor einem Jahr ja auch ohne Zahlung an den HSV abgegeben worden. Damals allerdings als alternder Pflegefall, der fast ein Jahr nicht gespielt hatte. Nun hoffen die Hamburger, dass van Nistelrooy die Serie vernünftig zu Ende spielt. „Ruud ist ein Profi. Er wird weiter Gas geben“, sagt Kapitän Heiko Westermann. Und auch Trainer Armin Veh ist überzeugt: „Es wird keinen Stunk geben.“

Was sind das für turbulente Tage beim HSV. Erst wurden drei ausgewiesene Kritiker Hoffmanns in den Aufsichtsrat gewählt. Dann ist da die offene Personalie Matthias Sammer. Und mitten hinein in das Gezerre um den erhofften neuen starken Mann in der sportlichen Führung fällt auch noch die Posse um den wechselwilligen Altstar. Heute Vormittag soll sich Sammer auf einer Präsidiumssitzung des DFB erklären. Verbandspräsident Theo Zwanziger erwartet eine „klare Aussage“ von seinem Sportdirektor. Beim HSV geht man fest davon aus, dass Sammer sein „Nein“ zum DFB dann formuliert und zum nächstmöglichen Termin in Hamburg anfängt. Die Familie würde erst mal in Grünwald bleiben, Sammer in einem Hotel an der Alster wohnen. Und für den HSV endete eine unglaubliche Suche nach dem Nachfolger Dietmar Beiersdorfers mit elf Kandidaten in anderthalb Jahren.

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