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Domenech

© AFP

Raymond Domenech: Geläutert und geeignet

Die Sitzung des französischen Fußballverbandes glich einer Gerichtsverhandlung, an deren Ende der Angeklagte auf Bewährung freigesprochen wurde. Nationaltrainer Domenech darf bleiben.

Raymond Domenech darf seinen Vertrag bis 2010 als Trainer der Nationalmannschaft vorerst weiter erfüllen. 18 von 19 Vorstandsmitgliedern stimmten am Ende einer mehrstündigen Sitzung für den Verbleib des 56-Jährigen, ein Mitglied enthielt sich.

Als die französische Nationalmannschaft nach der Gruppenphase der Europameisterschaft Mitte Juni sieglos und mit nur einem Punkt ausschied, begann sogleich die kontroverse Diskussion um Domenechs Zukunft. Besonders die „Generation 98“, wie in Frankreich die Weltmeister um Zidane, Dugarry und Lizarazu genannt werden, sprach sich vehement gegen Domenech aus. Sie leistete intensive Lobby-Arbeit für ihren ehemaligen Teamkollegen Didier Deschamps, auch der Name Laurent Blanc fiel. Dagegen wurde Domenech von einer Reihe aktueller Nationalspieler unterstützt – zu der die Bundesligaprofis vom FC Bayern, Franck Ribéry und Willy Sagnol, gehören.

Verbandspräsident Jean-Pierre Escalettes nahm den aktuellen Nationaltrainer in Schutz, indem er sich zumindest dagegen wehrte, nach dem frühzeitigen EM-Ausscheiden ein schnelles Urteil über Domenech zu fällen. Trotzdem sprach er von einem „klaren Misserfolg“, der vor allem das öffentliche Bild der Nationalmannschaft beschädigt habe. In seiner Funktion als Vize-Verbandspräsident sprach sich Michel Platini, Präsident des europäischen Verbandes Uefa, klar für Domenech aus. Das Scheitern bei der EM sei unglücklich gewesen, nun gelte es, sich für die WM 2010 zu qualifizieren. „Der geeignetste Trainer dafür ist Raymond, weil er am besten die aktuellen und die kommenden Spieler kennt“, sagte Platini.

Gestern nun wurde Domenech vom Verbandsvorstand nach Paris vorgeladen. Domenech erklärte die Gründe für die missratene EM. Der Trainer habe „eine ganze Reihe von Fehlern zugegeben“, sagte Escalettes. Besonders seine Außendarstellung müsse er verbessern, forderte der Vorstand vom zuweilen eigensinnigen Domenech. Denkbar sei auch, dass ihm ein „Oberintendant“ zur Seite gestellt werde, der sich um organisatorische Dinge kümmern soll. Eines scheint sicher zu sein: Einen groben sportlichen Patzer kann sich Domenech nicht mehr erlauben.

Matthias Sander

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