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Gereizte Stimmung. Oliver Mintzlaff (rechts) war mit der Arbeit von Trainer Domenico Tedesco zuletzt nicht mehr sonderlich zufrieden.

© Foto: IMAGO/Sportfoto Rudel

RB Leipzig entlässt Domenico Tedesco: Das Problem liegt nicht auf der Trainerposition

Nach Jesse Marsch muss auch Domenico Tedesco schon nach wenigen Monaten wieder gehen. Das spricht nicht für die Entscheidungsträger bei Rasenballsport.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Wer auch immer Kritik an Rasenballsport Leipzig äußert, wer dessen Entstehung und seine zweifelhafte Grundkonstruktion zur Umgehung der 50+1-Regelung geißelt, der wird dieses Phänomen mit Sicherheit kennen. Irgendwann, wenn in der Debatte die Argumente ausgehen, heißt es dann: Aber die Leipziger, die machen doch so gute Arbeit.

Das spielt a) natürlich keine Rolle, weil der Grundfehler des Konstrukts bestehen bleibt, egal wie schön, schnell oder erfolgreich die Mannschaft über das Fußballfeld jagt. Und vor allem stimmt es – b) – auch gar nicht mehr. Gute Arbeit macht das Brauseprojekt schon länger nicht mehr.

Das belegt auch die Entlassung des noch vor wenigen Wochen als Erfolgstrainer gefeierten Domenico Tedesco. Nicht mal ein Jahr war Tedesco im Amt, und nach seinem Vorgänger Jesse Marsch ist er bereits der zweite Trainer, der nach nur wenigen Monaten geschasst wird.

Das spricht entweder für nicht allzu viel Sorgfalt bei der Auswahl der leitenden Angestellten. Oder aber für fehlende Kompetenz auf der Entscheidungsebene.

Mehr als ein Jahr ist es her, dass der Klub seinen Sportdirektor Markus Krösche zu Eintracht Frankfurt hat ziehen lassen. Seitdem werden auch die sportlichen Geschicke in Leipzig von Vorstandschef Oliver Mintzlaff gelenkt, einem früheren Langstreckenläufer mit Kompetenz vornehmlich im Marketing.

Mintzlaff mag über ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein verfügen, seine sportliche Bilanz aber weist inzwischen einige Dellen auf. Er verantwortet die zuletzt alles andere als glückliche Personalpolitik und die weiterhin erfolglose Suche nach Krösches Nachfolger.

Vor allem aber steht er für eine im Fußball oft ungesunde Ungeduld. Schon nach dem zweiten Spieltag, nach zwei Unentschieden, sprach Mintzlaff öffentlich von einem „beschissenen Saisonstart“ und kritisierte bei seinem Rundumschlag auch das taktische Verhalten der Mannschaft („Unsere Restverteidigung war nicht bundesligatauglich“).

Wer sich ein bisschen auskennt mit den Gepflogenheiten im Profifußball, der konnte da zumindest schon ahnen, dass Domenico Tedesco aus dieser Nummer nicht mehr unbeschadet herauskommen würde.

Wie demontiere ich als Vereinsverantwortlicher meinen Trainer? Genau so!

Zwei deftige Niederlagen später (0:4 in Frankfurt, 1:4 gegen Donezk) hat es Tedesco dann tatsächlich erwischt. Dabei ist das eigentliche Problem des Klubs ganz sicher nicht auf der Trainerposition zu suchen. Nicht von ungefähr bemühen sich die Leipziger gerade intensiv um die Verpflichtung des früheren Gladbacher Sportdirektors Max Eberl. Das deutet zumindest darauf hin, dass sie das Problem inzwischen selbst erkannt haben.

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