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Reaktionen: "Traumstart in die WM"

Bundesweit haben rund eine Million Menschen den Auftakt zur Fußball-WM zumeist friedlich gefeiert. Bayerns Innenminister Beckstein sprach von einem "Traumstart".

Berlin/München - Internationales Fußballfest zum WM-Auftakt: Friedlich und fröhlich feierten Freitagnacht über eine Million Fans auf den Boulevards und Plätzen der Städte den Beginn der Fußball- Weltmeisterschaft. «Ein wunderbarer Fußballtag in Deutschland», sagte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU). «Ein Traumstart», meinte Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU). Die wenigen Störer standen als Minderheit klar im Abseits und wurden von der Polizei zum Beispiel in Berlin schnell zurückgedrängt. Wie Polizei und Feuerwehr zog auch der geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger, eine rundum positive Bilanz: «Die Fan-Feste zeigten die Lebenswirklichkeit in Deutschland. Die Leute wollen Optimismus, und der Fußball bietet ihnen eine Plattform», sagte Zwanziger der dpa.

Vom stundenlangen Feiern auf den WM-Partymeilen hatten die Fans am Freitagabend nach dem 4:2 der Gastgeber gegen Costa Rica in München und dem 2:0 von Ecuador über Polen in Gelsenkirchen noch lange nicht genug. Bis weit nach Mitternacht bevölkerten sie in Autocorsos die Bummelmeilen der Stadtzentren, feierten mit Hupkonzerten, Tröten und Trompeten und ließen ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer wehen. Der Kurfürstendamm in Berlin musste zeitweise gesperrt werden. Auch in München am Siegestor gab es laut Polizei «kein Durchkommen mehr».

Besonders in Berlin auf der Straße des 17. Juni und am Brandenburger Tor, wohin mehr als 300.000 Menschen geströmt waren, erinnerten sich viele an die großen historischen Momente. «Seit dem Mauerfall war hier nicht mehr so viel Schwarz-Rot-Gold», sagten viele. Schon Stunden vor WM-Beginn hatten in ganz Deutschland immer mehr Autofahrer die Nationalfahne am Fenster oder an der Rundfunkantenne angebracht. Auch aus immer mehr Häuserfenstern und auf Balkonen zeigten die Deutschen bundesweit Flagge.

Dennoch war die erste große WM-Party vor allem ein buntes internationales Fest. In Frankfurt/Main mischten sich immer mehr Engländer mit feiernd unter das Volk. Am Tag vor ihrem Samstag-Spiel gegen Paraguay «eroberten» die Briten mit einem riesigen Union Jack friedlich den Römerberg. Auch in Gelsenkirchen gab es vor dem 0:2 der Polen gegen Ecuador viel Verständigung und gemeinsame Gesänge. Tausende polnische Fans traten noch in der Nacht zwar bitter enttäuscht, aber ohne Reibereien die Rückfahrt in ihre Heimat an.

Nur etwa 20 Festnahmen gab es in Frankfurt, 19 in Berlin. «Völlig normal für diese Dimensionen», sagten Polizeisprecher. Der tragische Tod eines 19-Jährigen bei einem Fan-Fest in der Hauptstadt hatte nicht unmittelbar mit der Fußballfeier zu tun. Nach Angaben der Polizei war der Mann schwer herzkrank gewesen und plötzlich zusammengebrochen. Die Sanitäter konnten ihn nicht mehr retten.

Insgesamt vermeldete die Polizei jedoch nur positive Bilanzen. «Gemessen an der Größe der Veranstaltungen war es sogar extrem ruhig», sagte ein Sprecher der Landespolizeidirektion in Stuttgart. «Fröhlicher Ausnahmezustand», nannte das die Hannoveraner Polizei. Etwas mehr Festnahmen, nämlich 67, gab es am ersten Spielort in München. Aber auch hier war die Polizei zufrieden über die Disziplin der Fans. Ein Sprecher des Roten Kreuzes sagte: «Es war eine tolle Atmosphäre, wir haben überhaupt keine schweren Verletzungen behandeln müssen.»

Nach übereinstimmenden Aussagen der Polizei und anderer Sicherheitskräfte ist das Konzept der strengen Einlass- und Taschenkontrollen aufgegangen. Mehr Probleme habe es wegen übermäßigen Alkoholgenusses, vor allem wegen des Bierausschanks, auf vielen Fan-Festen gegeben, hieß es. Viele Fans waren bei den wieder wärmeren Temperaturen offenbar nicht nur freudetrunken.

Nur geringe oder gar keine Chancen in der Konkurrenz zu den Fußballfesten zwischen Füssen und Flensburg hatten am ersten WM-Abend einige «fußballfreie Zonen» in der Republik. Bei der traditionellen Erlanger Bergkirchweih waren in den Biergärten und Festzelten gerade einmal 200 von 4000 Plätzen besetzt. DFB-Chef Zwanziger fasst die Lage in Deutschland so zusammen: «Die ganz große Mehrheit wollte einfach nur mitsehen, mitfeiern und mitsingen.» (tso/dpa)

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