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Real Madrid: Angeknackst nach Liverpool

Real Madrid droht an der Anfield Road das Aus in der Champions League. Die Mannschaft von Trainer Juande Ramos ist psychisch angeknackst.

Real Madrids Trainer Juande Ramos sprach sich vor der Abreise nach Liverpool erst einmal Mut zu. „Wir werden dieses Spiel angehen wie ein Finale“, sagte er. „Ob an der Anfield Road oder anderswo: Wir können gewinnen!“ Ein wenig klang dieses „Wir können! Podemos!“ nach jenem legendären Slogan, mit dem sich die spanische Nationalmannschaft im vorigen Jahr gegen ihre Erfolglosigkeit Mut machte. Doch bei Real Madrid ist die Ausgangslage komplizierter als beim aktuellen Europameister. Vier Jahre hintereinander sind die Königlichen im Achtelfinale der Champions League gescheitert, die 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel daheim gegen den FC Liverpool ist eine denkbar ungünstige Ausgangslage.

Nach dem mageren Unentschieden gegen den Lokalrivalen Atlético Madrid am Wochenende ist die Mannschaft psychisch angeknackst. „So lala“ – damit lässt sich der derzeitige Zustand des Tabellenzweiten am besten beschreiben. Im Vergleich zur rasanten Berg- und Talfahrt unter Bernd Schuster ist das zwar eine leichte Besserung, die Chancen auf einen Verbleib in der Champions League erhöht das aber nicht.

Seit Juande Ramos, mehr Vernunftlösung als Hoffnungsträger, die Nachfolge des Deutschen antrat, ist es erstaunlich ruhig geworden um Real. Die Chefetage, noch geschwächt von den Skandalen um Ex-Präsident Ramón Calderón, lässt den Trainer walten. Das Team fügt sich, bis auf gelegentliche Unmutsbekundungen des aufbrausenden Guti: Offene Frontenbildungen oder tagelange Debatten wie unter Schuster sind bei Juande Ramos undenkbar. Der Trainer gilt als Vertreter der harten Schule. „Seit er da ist, sind wir viel disziplinierter“, lobt Raúl.

So brav gerieren sich die Weißen auch auf dem Spielfeld. Juande Ramos lässt einen defensiven Stil spielen, setzt dabei auf zwei Abwehrspieler im zentralen Mittelfeld, auf Gago und Lassana Diarra. Der auf dem Wintermarkt erstandene Franzose vom FC Portsmouth verkörpert den neuen Stil: kein Ballzauberer, aber ein ehrlicher Arbeiter. So blieb die Elf zehn Spiele unbesiegt. Vor dem Unentschieden im Lokalderby gelang es ihr so, den Abstand auf Tabellenführer FC Barcelona auf bis zu vier Punkte zu verkürzen. Anfang des Jahres trennten noch zwölf Punkte die Dauerrivalen.

Nur: Um in der europäischen Meisterklasse brillieren zu können, ist das zu wenig. „Liverpool spielt als Team exzellent. Jeder Spieler weiß genau, wo er zu sein hat“, lobte Real Madrids Defensivspieler Pepe vor dem Ausflug auf die Insel. Dann aber setzte der aus einer Verletzungspause zurückkehrende Ausnahmespieler nach: „Daheim wird Liverpool nicht so defensiv spielen wie in Madrid. Das müssen wir ausnutzen.“ Dass das Hoffen auf mögliche Fehler des Kontrahenten nicht gerade für Weltklasse spricht, weiß Pepe wohl selbst am besten.

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