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Jupp Heynckes feiert den Champions-League-Titel mit Real Madrid 1998.

© dpa

Real Madrid gegen Juventus Turin: Jupp Heynckes' kuriose Entlassung nach dem Champions-League-Sieg

Am Dienstagabend treffen Real Madrid und Juventus Turin im Halbfinale der Champions League aufeinander. 1998 gab es diese Begegnung im Finale. Mit skurrilem Ausgang für den damaligen Real-Trainer Jupp Heynckes.

Am kommenden Samstag feiert Jupp Heynckes seinen 70. Geburtstag. Vor bald zwei Jahren hat er mit dem Triple Abschied genommen vom großen Fußball, nicht ohne vorher noch mit dem angeblichen Interesse von Real Madrid zu kokettieren. Na, das wäre ein Comeback geworden! 15 Jahre nach einer der kuriosesten Trainer-Entlassungen der europäischen Fußballgeschichte. Im Frühling 1998 musste Heynckes als frisch gekürter Champions-League-Sieger gehen, ganze acht Tage nach dem 1:0-Sieg im Finale gegen Juventus Turin. Am Dienstagabend (20.45 Uhr/live auf Sky) treffen die beiden Endspielteilnehmer von damals im Halbfinale aufeinander, und Heynckes wird sich seinen Teil dazu denken auf seinem Bauernhof in Schwalmtal.

In den späten Neunzigern verfügt er noch nicht über die altersmilde Gelassenheit, mit der er mal sein Spätwerk in München krönen wird. Bei Real legen sie ihm seinen zurückhaltenden Führungsstil als Schwäche aus. Tag für Tag muss er in den großen Madrider Zeitungen lesen, die Mannschaft würde nicht mehr auf den melancholischen Deutschen hören. Im Pokal fliegt Real gegen einen Drittligisten raus, in der Meisterschaft reicht es nur zu Platz vier, elf Punkte hinter dem FC Barcelona. Die Champions League ist Heynckes letzte Chance. Im Viertelfinale schaltet er Bayer Leverkusen aus und im Halbfinale Borussia Dortmund. Im Finale aber glauben nur wenige an einen Erfolg. Juventus ist die überragende Mannschaft dieser Epoche, gesegnet mit Künstlern wie Zinedine Zidane und Alessandro Del Piero, dem Strategen Didier Deschamps oder dem Antreiber Edgar Davids. In Amsterdam stehen die Italiener zum dritten Mal in Folge im Finale der Champions League.

Heynckes musste fast gezwungen werden, den Pokal anzufassen

Die Legende besagt, dass sich Reals Stürmer Predrag Mijatovic ein paar Tage vor dem Finale verletzt, das aber seinem Trainer verschweigt. Hatte er Angst, von einem ängstlichen Heynckes nicht aufgestellt zu werden? Mijatovic spielt jedenfalls, und er ist die auffälligste Offensivkraft in einem weitgehend von defensiver Taktik geprägtem Finale. Mitte der zweiten Halbzeit springt ihm eher zufällig ein abprallender Ball vor die Füße. Mijatovic umkurvt Juves Torhüter Angelo Peruzzi und hebt den Ball elegant aus spitzem Winkel zum 1:0-Sieg ins Tor.

Zum ersten Mal seit 32 Jahren steht Real wieder auf Europas Thron. Der Trainer muss von seinem Lieblingsspieler Christian Karambeu regelrecht dazu gezwungen werden, auch einmal den Pokal in die Hand zu nehmen. Bei der Pressekonferenz lautet die erste Frage: „Werden Sie in der nächsten Saison noch Trainer sein?“ Heynckes antwortet, es sei wohl einmalig, dass ein Trainer nach einem gewonnenen Europapokalfinale sich diese Frage stellen lassen müsse. Und doch muss er gehen. Sein Nachfolger José Antonio Camacho bleibt 22 Tage im Amt, dessen Nachfolger Guus Hiddink sieben Monate. Real Madrid bleibt auch nach Jupp Heynckes ein recht sprunghaft handelndes Unternehmen.

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