zum Hauptinhalt
Desillusioniert. Toni Kroos kann das Champions-League-Aus nicht fassen.

© Javier Soriano/AFP

Update

Real Madrid: "Niederlage des Jahrhunderts": Die Revolution steht bevor

Das Aus in der Champions League hat Real Madrid hart getroffen. Vor allem die Art und Weise war bedenklich. Das Medienecho ist riesig und erdrückend.

Das Medienecho am Morgen danach fiel vernichtend aus. Vom „Ende einer Ära“ schrieben die Zeitungen „La Razón“ und „Sport“ auf ihren Titelseiten. Andere nannten das Geschehene den „totalen Schiffbruch“. Ebenfalls in der Verlosung: Begriffe wie Schande oder Debakel. Vor dem Estadio Santiago Bernabeu heulten einige Fans von Real Madrid. Die Sportzeitung „AS“ bezeichnet die 1:4-Niederlage des Titelverteidigers im Achtelfinal-Rückspiel gegen Ajax Amsterdam als „dröhnende Niederlage“. Das Blatt erwartet, dass nach der „Niederlage des Jahrhunderts Köpfe rollen werden“. Nach dem Scheitern im spanischen Pokal und bei zwölf Punkten Rückstand in der Meisterschaft auf den FC Barcelona hat Madrid in dieser Saison keine realistische Chance mehr auf einen Titel.

„Ajax reißt Real das Herz heraus“, schreibt „Marca“ nach der höchsten Heim-Niederlage Madrids in der Champions League, die der spanische Club zuletzt dreimal gewonnen hatte. Einen „totalen Schiffbruch“ attestiert „El Mundo Deportivo“ und bezeichnete die Niederlage gegen das stark aufspielende niederländische Team als „absolutes Fiasko“.

Denkwürdiger Abend für den Titelverteidiger

Der Titelverteidiger aus der spanischen Hauptstadt, der vier der letzten fünf Titel in der Champions League gewonnen hatte, erlebte am Dienstag einen in negativer Hinsicht denkwürdigen Abend. Er kulminierte in einer 1:4-Niederlage gegen Ajax Amsterdam, die trotz eines 2:1-Sieges im Achtelfinal-Hinspiel das frühzeitige Aus im renommiertesten Europapokal-Wettbewerb zur Folge hatte. „Das ist eine Scheiß-Saison“, sagte der einst für Bayer Leverkusen aktive Rechtsverteidiger Dani Carvajal. In einer spektakulären Partie hatten Hakim Ziyech (7.), David Neres (18.), Dusan Tadic (62.) und Lasse Schöne (72.) die Tore für Ajax geschossen. Marco Asensio war nur das zwischenzeitliche 1:3 gelungen (70.).

Innerhalb von nur sechs Tagen hat der Verein des deutschen Nationalspielers Toni Kroos nicht nur seine mutmaßlich letzte Chance auf den Titel in der heimischen Liga verspielt, sondern ist darüber hinaus auch im Pokal und nun eben in der Champions League ausgeschieden – jeweils vor dem eigenen, im Regelfall ebenso anspruchsvollen wie verwöhnten Publikum. „Die Saison ist vorbei“, sagte Carvajal später. Womöglich geht in den nächsten Tagen und Wochen sogar noch mehr zu Ende für einige Profis.

Sensation. Luka Modric und die Fans war der Schock ins Gesicht geschrieben.
Sensation. Luka Modric und die Fans war der Schock ins Gesicht geschrieben.

© Imago

Die gemeinhin gut informierte Sportzeitung „Marca“, die dem Verein sehr nahe steht, kündigte nicht weniger als eine Revolution an und schrieb darüber hinaus: „Es werden Köpfe rollen.“ Unter denen, deren Zukunft ungewiss ist, gehört neben Trainer Santiago Solari offenbar auch Toni Kroos, der das 0:1 durch Hakim Ziyech mit einem Ballverlust einleitete. Auch im weiteren Verlauf blieb der 29-Jährige wie schon seit Wochen schwach; er setzte keine Akzente und leistete sich zudem zahlreiche Fehlpässe. In einer Umfrage der Zeitung „AS“ sprachen sich 62 Prozent von rund 100 000 Teilnehmern dafür aus, künftig auf den Deutschen zu verzichten. Schlechtere Werte hatten nur Gareth Bale (92 Prozent) und der Brasilianer Marcelo (69). Während Trainer Solari die Fans um Verzeihung bat, zeigte sich Kroos trotzig.

Kroos' Sprachkenntnisse sorgen für Ärger

„Ich finde, die Leute vergessen viel zu schnell, was in den vergangenen drei Jahren passiert ist“, sagte er. „Das wird nie wieder passieren, glaubt mir“, sagte Kroos auf Englisch. Dass er – im Gegensatz etwa zu Barcelonas deutschem Torhüter Marc-André ter Stegen – nach fünf Jahren in Spanien praktisch nie die Landessprache spricht, sorgt beim Real-Anhang nicht eben für überbordende Popularitätswerte.

Unbeliebt machte sich auch Kapitän Sergio Ramos. Reals Verteidigungsminister fehlte am Dienstagabend gesperrt, weil er im Hinspiel beim Stand von 2:1 für die Gäste kurz vor Schluss eine Gelbe Karte provoziert hatte. Der Plan dahinter war offensichtlich: Ramos wollte gegen Ajax pausieren, um ausgeruht und unbelastet ins Viertelfinale gehen zu können – so weit jedenfalls die Theorie. In der Praxis wird daraus nun nichts. (Tsp/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false