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Real Madrid: Zwei Premieren auf einmal

Schuster gewinnt mit Real und Metzelder. Im ausverkauften Bernabeu-Stadion zeigten die Madrilenen einen couragierten Auftritt. Trotz Rekordeinkäufen ist die Wunschliste des Trainers aber noch nicht ganz abgearbeitet.

Das Pokerface, eine der wichtigsten Tugenden eines Trainers von Real Madrid, beherrscht Bernd Schuster inzwischen perfekt. Mit unbewegter Miene hinter dem zum Flaum ausgedünnten Schnauzbart verkündete der Coach nach dem 2:1-Erfolg im Lokalderby gegen Atlético Madrid: „Wir haben ein großartiges Match geliefert und kaum Schwachstellen gezeigt. Man sieht, dass sich die Spieler langsam kennenlernen.“ War der Trainer glücklich über den Saisonauftakt? Erleichtert nach einer blamablen Vorsaison? „Ich habe ein breites Kreuz“, antwortete Schuster. „Mit dem Druck kann ich gut umgehen, weil ich auf meine Arbeit und meine Mannschaft vertraue.“

Das Vertrauen in sich selbst zumindest scheint Schuster seinem Team eingeimpft zu haben. Es war eine sehr couragierte Elf, die im ausverkauften Santiago-Bernabeu-Stadion auf einen ebenso mutigen Herausforderer traf. Den in der ersten Minute durch Atléticos argentinischen Jungstar Sergio Leonel Agüero erzielten Führungstreffer konnte Raúl nach einer Viertelstunde durch ein Kopfballtor ausgleichen. Real Madrids Kapitän strafte mit seinem ideenreichen Spiel und Einsatz alle Gerüchte über seine angeblich schwache Form Lügen. Nach einer Vorlage von Guti gelang dem niederländischen Neuzugang Wesley Sneijder dann in der zweiten Halbzeit, in der auch der deutsche Verteidiger Christoph Metzelder sein Debüt feiern konnte, das 2:1.

119 Millionen für acht Neuzugänge

Die Liga-Premiere von Schusters Real Madrid zeichnete sich durch chancenreichen Offensiv-Fußball aus, mit mehr Leidenschaft als Taktik, mit Angriffen aus der Tiefen statt kurzem Kombinationsspiel. Um dem Team seinen Stil zu vermitteln, ist der Deutsche noch zu kurz im Dienst von Real, die Mannschaft noch zu sehr in der Entwicklung. Erst vergangene Woche unterzeichneten der niederländische Linksaußen Arjen Robben und der Argentinier Gabriel Heinze ihre Verträge. Das Stadtderby verfolgten die Neuzugänge von der Bank.

Mit seiner Einkaufspolitik hat Real mehr finanzielle Macht als planerisches Geschick bewiesen. In nur acht Wochen gab Real Madrid für acht Spieler 119 Millionen Euro aus, mehr als jeder andere Klub der Welt. Erstaunlicher als die Rekordsumme selbst ist die Tatsache, dass es dem Verein trotzdem nicht gelang, alle Positionen prominent zu besetzen. Die Flügel sind gut bestückt, aber wer soll im Mittelfeld dauerhaft für Ideen sorgen? Schuster weiß um das Manko. Und insofern war es auch nur ein halber Scherz, als der Trainer noch einmal ein mögliches Engagement von Sevillas Jungstar Dani Alves kommentierte. Der Präsident werde ihn umbringen, wenn er den Brasilianer jetzt noch einmal auf seine Wunschliste setze, witzelte Schuster, aber: „Wenn Alves käme, würde ich ihn im offensiven Mittelfeld einsetzen.“

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