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© AFP

Regen bei den US Open: Windböen und flatternde Servietten

Rafael Nadal konnte am Donnerstagabend sein Viertelfinale gegen Fernando Gonzales nicht beenden. Das löste eine Diskussion um eine allzu kommerzielle Turnierphilosophie der US Open und ein fehlendes Dach aus.

Dunkle Wolken hatte bereits den gesamten Donnerstag über eine düstere Stimmung über der Anlage der US Open verbreitet. Dass es irgendwann an diesem Abend noch zu regnen beginnen würde, da waren sich die Vorhersagen einig, die Frage war nur: Würde die Night-Session zwischen dem Spanier Rafael Nadal und Fernando Gonzales aus Chile, die den letzten Halbfinal-Teilnehmer hervorbringen sollte, vor dem großen Regen zu Ende gespielt werden können? Die Veranstalter gingen ein hohes Risiko ein, indem sie das zweite Viertelfinale nicht auf den trockenen Nachmittag vorverlegten und im kleineren Louis-Armstrong-Stadium spielen ließen. Und sie wurden dafür bestraft: Beim Stand von 7:6 (7:3) und 6:6 (3:2) für Rafael Nadal musste das Match in der zweiten Regenunterbrechung endgültig abgesagt werden.

Trotz der schlechten Vorhersagen für den Abend beließen es die Veranstalter bei einem einzigen Viertelfinale am trockenen Nachmittag, in dem Juan Martin Del Potro den Kroaten Marin Cilic 4:6, 6:3, 6:2, 6:1 besiegte. „Unsere Wettervorhersage hat gezeigt, dass es eine gute Chance gibt, auch die Night-Session heute noch trocken durchzukriegen“, sagte Chris Widmaier, Sprecher des Amerikanischen Tennisverbands USTA, kurz vor Beginn des Abendspiels. „Wir haben 23 000 Leute da draußen, die ein Ticket gekauft haben, um Rafael Nadal zu sehen, und wir haben TV-Verträge.“ Zumindest eine Zeremonie mit dem ehemaligen US Präsidenten Bill Clinton, die den Beginn der Night-Session verzögert hätte, war auf den Sonntag verschoben worden. „Ich hoffe, sie gehen jetzt so schnell wie möglich auf den Platz und ziehen das durch“, sagte Widmaier. Diese Hoffnung aber erfüllte sich nicht.

Bei schwierigen Bedingungen kämpfte Nadal zusätzlich mit einer Bauchmuskelzerrung

Während die neben Del Potro bereits seit Mittwoch feststehenden Halbfinalteilnehmer Roger Federer und Novak Djokovic am Donnerstagabend gemütlich im Hotelzimmer saßen, kämpften Nadal und Gonzales bei um die 18 Grad mit den schwierigen Bedingungen im Arthur-Ashe-Stadium. Starke Windböen verwehten die Bälle, beide Spieler hatten Probleme mit dem Ballwurf beim Aufschlag. Mehrfach musste das Spiel unterbrochen werden, weil Tüten oder Papierservierten über den Platz flatterten. Rafael Nadal behinderte zusätzlich eine Bauchmuskelzerrung, mehrfach fasste er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Bauch und ließ nach dem Gewinn des ersten Tiebreaks erneut auf dem Platz behandeln.

Fast erlöst wirkte der 23-Jährige als das Spiel beim Stand von 7:6 (7:3) und 2:2 wegen leichter Regenfälle zum ersten Mal unterbrochen wurde. Für 75 Minuten verschwanden die beiden Viertelfinalisten in die Kabine, spielten dann den zweiten Satz beinahe zu Ende, doch beim Stand von 2:3 im Tiebreak nieselte der Regen erneut auf den Hartplatz hinunter, nie besonders stark, doch die Linien des Hartplatz werden schon bei geringer Nässe gefährlich rutschig. Um kurz nach Mitternacht wurden die ausharrenden Zuschauer im Arthur-Ashe-Stadium endlich erlöst und das Spiel auf den Freitag verlegt.

Nach Aussage von Chris Widmaier waren es auch Sicherheitsrisiken, die zur Entscheidung gegen eine Vorverlegung des Spiels geführt hatten. Wenn 23 733 Menschen aus dem Arthur-Ashe-Stadium versuchten, schnellstmöglich einen der 10 103 Plätze im Louis-Armstrong zu ergattern, „dann kann das sehr gefährlich werden“, erklärte Widmaier. Damit habe man schon früher schlechte Erfahrungen gemacht. „Man darf nicht vergessen, dass Rafael Nadal ein großer Star ist.“ Es bleibt dennoch der Eindruck, dass letztlich aber vor allem kommerzielle Interessen den Ausschlag gaben.

Im vergangenen Jahr hatte das Finale wegen falscher Entscheidungen am Montag stattfinden müssen

Das verwundert insofern, da die Veranstalter aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres eigentlich hätten lernen müssen. Auch da wollte man trotz schlechter Wettervorhersagen die Halbfinals der Männer unbedingt nacheinander im Arthur-Ashe-Stadium austragen lassen. Zu spät wurde die Partie zwischen Rafael Nadal und Andy Murray ins Louis-Armstrong-Stadium verlegt – und konnte am Samstag nicht beendet werden. Mit dem Ergebnis, dass das Finale am Montag stattfand und Andy Murray an drei Tagen hintereinander spielen musste. „Wir sind zuversichtlich, dass es dazu diesmal nicht kommen wird“, sagte Chris Widmaier.

Diese Zuversicht spricht allerdings nicht unbedingt für eine vernünftige Turnierphilosophie. Ohnehin gibt es die Ansetzung der Halbfinals unmittelbar am Tag vor den Finals nur bei den US Open. Der sogenannte „Super-Saturday“, mit zwei Männer-Halbfinals und dem Finale der Frauen in der Night-Session am Samstag, soll besonders attraktiv für Zuschauer und Fernsehen sein. „Für die Spieler ist das sicher hart“, sagt Witmaier. „Aber das ist eben auch die besondere Herausforderung der US Open. Wer hier gewinnen will, der muss da durch.“ Obwohl dieser medienwirksame Samstag bei den Spielern unbeliebt ist und außerdem die Flexibilität bei schlechtem Wetter erheblich einschränkt, behält man ihn bei und vertraut darauf, dass es in New York zu dieser Jahreszeit einfach selten regnet. „Es steht definitiv nicht auf der Agenda, das in naher Zukunft zu ändern“, sagt Widmaier.

Die US Open werden 2014 das einzige Grand-Slam-Turnier ohne Dach sein

Natürlich kommt bei diesen Ereignissen in zwei aufeinanderfolgenden Jahren auch die Diskussion auf, ob sich die US Open nicht ein Dach leisten sollten. Die Australian Open haben das schon seit längerem, selbst das traditionsreiche Wimbledon zog in diesem Jahr nach und in Paris ist ebenfalls geplant, bis 2014 einen komplett neuen Center Court mit mobiler Kopfbedeckung zu bauen. In New York ist das bisher nicht vorgesehen.

Auch am Freitag regnete es am Vormittag weiter. Zumindest reagierten die Veranstalter dann auf die Umstände und setzten die beiden Halbfinals der Frauen und die Beendigung des Nadal-Spiels auf allen drei großen Plätzen an. Etwas schienen sie dann aus den Ereignissen des Freitags doch gelernt zu haben.

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