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Sport: „Regen und Wind entscheiden“ ZDF-Meteorologe Walch über das Wetter beim Zeitfahren

Herr Walch, wie wird das Wetter am Sonnabend beim Zeitfahren der Tour de France? Richtig schaurig.

Herr Walch, wie wird das Wetter am Sonnabend beim Zeitfahren der Tour de France?

Richtig schaurig. Es sieht so aus, dass sich die Fahrer auf eine sehr nasse Etappe einrichten können. Es wird sich bereits in der Nacht zum Samstag ein dichtes Regenband über der gesamten, 49 Kilometer langen Strecke von Pornic nach Nantes bilden. Dann ist am Renntag mit starkem Rückenwind für die Fahrer, allerdings auch mit Böen aus verschiedenen Richtungen zu rechnen. Die Temperaturen werden bei 20 Grad liegen.

Also nicht gerade ein Wetter für Jan Ullrich. Der mag es lieber wärmer, während Lance Armstrong niedrige Temperaturen bevorzugt.

Ich würde mal sagen, dass die Bedingungen auf der Strecke für die Fahrer unberechenbar sind. Von vornherein würde ich da weder Jan Ullrich noch Lance Armstrong oder irgendjemand sonst im Vorteil sehen, das wird am Samstag ein großes Lotteriespiel im Dauerregen. Da kann es passieren, dass Jan Ullrich fünf Minuten Vorsprung herausfährt oder Armstrong ihm plötzlich deutlich davonfährt.

Fünf Minuten Vorsprung ist eine geradezu revolutionäre Marke im Zeitfahren. Im Regelfall geht es beim Einzelzeitfahren nur um Sekunden. Niemand glaubt, dass Jan Ullrich seinem Konkurrenten so weit davonfahren kann.

Sicher hört sich das ein wenig hart an. Aber es wird eben sehr unangenehm für die Fahrer. Nehmen wir den Fall, dass ein Fahrer mit seinem Rad wegrutscht oder sein Tretlager im Dauerregen beschädigt wird. Wir wissen doch, dass es Zeit kostet, bis ein Ersatzrad da ist.

Aber das dauert doch nicht fünf Minuten.

Nein, das ist ja auch nur ein möglicher Aspekt. Wichtiger wird sicher die Tatsache sein, dass die Fahrer ja hintereinander und nicht gleichzeitig starten. Das kann eben zu unterschiedlichen Bedingungen führen. Jan Ullrich startet zum Beispiel zwei Minuten vor Armstrong. Es kann nun passieren, dass einen von beiden eine Böe erwischt, und der Fahrer wegrutscht mit seinem Rad, während der andere Fahrer, der zu einer anderen Zeit an der Stelle vorbeifährt, davon verschont bleibt. Da die Böen am Sonnabend bei bis zu 40 Stundenkilometern liegen werden, kann man sich vorstellen, wie sehr so etwas den Ausgang des Zeitfahrens beeinflussen kann. Außerdem wird der Wind drehen, werden die Böen aus verschiedenen Richtungen kommen.

Sie glauben tatsächlich, dass das Wetter die Tour entscheidet?

Das kann durchaus passieren. Das Wetter wird ein entscheidender Faktor sein. Und es kann am Sonnabend schon gefährlich für die Fahrer werden.

Hört sich richtig schaurig an. Da hätte man das Rennen wohl lieber abgesagt?

Nein, das geht natürlich nicht. Hoffen wir mal, dass keinem Fahrer etwas passiert. Auf jeden Fall wird das Wetter dafür sorgen, dass es beim Zeitfahren echt spannend wird .

Das Gespräch führte Claus Vetter .

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