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Sport: Reiche Verlierer

Barcelona gegen Real – zwei Weltklubs treffen sich nach dem Scheitern in der Champions League

Seit Mittwoch sind sie die größten Verlierer des europäischen Fußballs: Der FC Barcelona und Real Madrid flogen im Achtelfinale aus der Champions League. Heute treffen die beiden Klubs in Barcelona aufeinander (22 Uhr, live auf Arena). Es könnte für den Gewinner die letzte Chance auf die Meisterschaft sein. Denn der Tabellenführer kommt aus Sevilla. Doch finanziell sind Madrid und Barcelona unschlagbar. Real ist weiterhin der reichste Verein der Welt – und Barcelona hat in der letzten Saison aufgeholt.

Als der junge Rechtsanwalt Joan Laporta im Jahr 2003 beim ehemaligen Präsidenten des FC Barcelona, Joan Gaspart, antrat, empfing der ihn griesgrämig mit den Worten: „Hier helfen weder Businesspläne noch Powerpoint-Präsentationen. Es geht einzig darum, das Bällchen ins Tor zu kriegen.“ Jetzt, vier Jahre nachdem Laporta Gaspart ablöste, staunen selbst notorische Kritiker über die Zahlen. Der am schnellsten wachsende Klub hat seine Einkünfte verdreifacht. 259,1 Millionen Euro waren es letzte Saison, in dieser sollen es noch einmal knapp 40 Millionen mehr werden. Den Schuldenberg hat Barcelona auf 50 Millionen verkleinert, in drei Jahren soll er getilgt sein.

Fragt man den Präsidenten nach seinem Rezept, spricht er gern vom „Circulus virtuosus“, jener Spirale aus wirtschaftlichen Einnahmen, die in den Sport investiert werden und dann zu noch mehr Gewinn führen. Dank Doppelsieg funktionierte das bei Barca: Allein 46,5 Prozent der Einnahmen stammen aus Merchandising. Laporta weiß, wie wichtig Emotionen sind und präsentiert die Marke Barcelona als Team für jedermann: Mit Unicef-Logo auf der Spielerbrust, im Nacken die katalanische Flagge für Traditionsbewusste.

Eine solche Verschmelzung von Sport und Geschäft gelang bei Real Madrid nicht. Das Projekt des Ex-Präsidenten Florentino Perez war von Anfang an hoch spekulativ. Die Millionen für den Kauf von David Beckham, Zinedine Zidane und Figo erwirtschaftete Bauunternehmer Perez 2000 durch den umstrittenen Verkauf des innerstädtischen Sportgeländes. Finanziell ging die Rechnung auf: Die Transaktion spülte eine halbe Milliarde Euro in die Kasse. Und das Grundstück, das der Verein im Vorort Valdebebas ersatzweise kaufte, ist inzwischen 266 Mal soviel wert wie damals. Mit Einnahmen von 292,2 Millionen Euro bleibt Real der reichste Klub der Welt, ein schuldenfreier dazu. Strategisch und sportlich hat sich Perez verkalkuliert: Ein funktionierendes Team wurde Real nicht. Perez und seine Nachfolger vertrauten zu sehr der Strahlkraft einzelner Stars: Real behält 50 Prozent der Werbeeinnahmen seiner Spieler – auch das hat David Beckham zum L.A. Galaxy vertrieben. Bei den Katalanen darf in seiner Freizeit jeder so viel verdienen wie er möchte: Der Klub vermarktet das Team, nicht den einzelnen Spieler.

Allerdings dreht sich auch Laportas Erfolgsspirale nicht ewig nach oben – nicht erst seit dem Aus in der Champions-League. Als Vizepräsident Ferran Soriano kürzlich gefragt wurde, ob sich die Spieler auf der Mexiko-USA-Tour im Sommer überanstrengt hätten, reagierte der Finanzdirektor unwirsch: „Sie waren erschöpft von der WM!“ Werbetouren werde es weiter geben, für die Marke Barcelona sei das unverzichtbar. Vielleicht hätte er auf den Konkurrenten schauen sollen, um zu erkennen, was passiert, wenn ein Verein zu viel Imagepflege betreibt: Nach drei titellosen Jahren sagte Real im Sommer seine geplante Chinatour ab und reiste stattdessen ins südspanische Cadiz.

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