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Reif aus dem Stadion: Vermutungen und vorschnelle Spekulationen

Vor der Partie zwischen Bayer Leverkusen und Werder Bremen stellt unser Kolumnist Marcel Reif fest, dass man bei beiden Vereinen eine andere Entwicklung erwartet hatte.

War das nicht anders gedacht gewesen, was nicht ganz anderes zu vermuten gewesen? Man hatte doch glauben müssen, dass bei Werder Bremen, an diesem Spieltag der Gegner von Bayer Leverkusen, nun alle Dämme brechen, dass alles, wofür Werder in den vergangenen Jahrzehnten stand, auf einmal einstürzt und dass am Ende nichts mehr Bestand hat. Die miserable Vorsaison, und dann streiten sich auch noch der Aufsichtsrat und der Manager und zwar öffentlich, wann hat es dergleichen bei Werder Bremen einmal gegeben?

Auf der anderen Seite stehen die Leverkusener. Da haben sie die Ära nach Jupp Heynckes starten wollen, haben einen dieser neuen, jungen, erfrischenden Konzepttrainer verpflichtet, der zudem noch mit der Reputation anreiste, herausragende Arbeit beim SC Freiburg geleistet zu haben. Nur einen Spieltag später stellen sich die Vermutungen als das heraus, was sie sind: vorschnelle Spekulationen. Werder gewinnt, Leverkusen verliert, und plötzlich stehen die Baustellen nicht an der Weser, sondern am Rhein.

Da, bei Bayer Leverkusen, zwickt immer noch der Fall Michael Ballack, der wie eine Bedrohung auf der Bank sitzt. Natürlich kann man ihm nicht anlasten, dass im Pokal bei Dynamo Dresden nach seiner Einwechslung eine 3:0-Führung noch in eine Niederlage gedreht wurde. Aber genau so wird es öffentlich wahrgenommen. Und der Trainer Robin Dutt hat dem bislang nichts entgegenzusetzen. Mehr noch, wenn denn stimmt, was aus Spielerkreisen zu hören ist, dann grummelt es schon, weil Dutt wohl noch keinen rechten Ton gefunden hat, keinen Draht zur Mannschaft. Und möglicherweise ist die Diskrepanz zwischen Freiburger Ansprüchen und denen in Leverkusen doch etwas größer als angenommen.

In Bremen hingegen haben sie erst mal wieder Frieden gefunden. Für wie lange, ist allerdings offen. Aufsichtsrat Willi Lemke ist immer noch kein Leisetreter und wird die Einkaufspolitik bei Bedarf wieder bemängeln. Und Manager Klaus Allofs ist auch keiner, der sich mal eben in die Arbeit pfuschen lässt. Zumal die Mängel im Kader nicht behoben sind, die Schwachstellen nicht korrigiert. Sie sind wohl beide noch in der Findungsphase. Ein Sieg heute, für wen auch immer, kann jetzt schon richtungsweisend sein.

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