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Reif aus dem Stadion: Wolfsburg oder Leverkusen, für wen geht es langfristig nach oben?

Unser Kolumnist Marcel Reif betrachtet die beiden Werksclubs aus Wolfsburg und Leverkusen, die am achten Spieltag aufeinander trafen.

Wirklich gut schmecken wird das den Konzernherren nicht, dass ihre sportlichen Repräsentanten derzeit so gar nicht globalisiert daherkommen, sondern nur mittelmäßig. Die Abteilungen für Image und Öffentlichkeitsarbeit bei Bayer in Leverkusen und bei VW in Wolfsburg hatten sicherlich anderes im Sinn mit ihrem vielen Geld, das sie in ihre Fußballteams pumpen. Sie machen ja keinen Hehl daraus, dass sie Summen zur Verfügung stellen, die für andere Klubs nicht einmal im träumbaren Bereich liegen. Und die Bilanz: VW hat es, komplett ohne Fußballsachverstand, einmal hinbekommen, weil sie sich Felix Magath komplett hingegeben haben. Dann ging Magath hinfort, nach Magath braucht jedes Team, jeder Klub erst einmal eine Erholungsphase, die nahm sich Wolfsburg in der vorherigen Saison.

Bei Bayer haben sie immer schon viel Fußballkompetenz. Aber hinbekommen haben sie es noch nie. Ja, in der vergangenen Saison hatten sie Jupp Heynckes da als Trainer, nachdem sie es schon mit allen Typen, wirklich allen Typen versucht haben. Das sah gut aus, auch weil auf dem Platz Sami Hyypiä stand, der kein Firlefanz brauchte, um gewinnen zu wollen. Aber beide sind nun weg, und mit der Annahme, dass es Michael Ballack nun richten werde in Leverkusen, mit der haben sie sich bislang doch arg verzockt.

Und ob Trainer Robin Dutt gut beraten ist, wenn er die Deutungshoheit für sich beansprucht und die am vergangenen Spieltag in München erhaltene Lektion in ein Beispiel für Widerstandswillen interpretiert, sei mal dahingestellt. Nun war gestern beim Treffen der Konzerne Ballacks bester Mann auf dem Platz, aber trotzdem scheint mir Bayer wieder da zu sein, wo sie immer vor Heynckes waren: in der Instabilität, mal hü, mal hott, mal Top, mal Flop.

Bei VW ist Magath wieder am Werk. Mit den alten Methoden, mit seinem gnadenlosen Darwinismus, mit dem er einkauft, testet, verwirft, einkauft, testet, verwirft, bis er Schlagkraft zusammen hat. Finanzierungsfragen stellen sich nicht. Keiner im Konzern, der auch nur ansatzweise mal die Augenbraue heben würde. Es läuft noch nicht rund in Wolfsburg, natürlich läuft es nicht rund, noch nicht, weil Magath erst wieder am Anfang ist. Aber die Chance, dass Magath diese Zitrone VW noch einmal auspresst und mit dem VfL wohl nicht Meister wird, das glaube ich nicht, aber sich in die Champions League schleicht, die scheint mir größer zu sein, als dass Bayer Leverkusen einmal zu einer verlässlichen Größe der Bundesliga wird. Ob es den Konzernherren schmeckt oder nicht.

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