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Sport: Reif für die Champions League: 18 Klubs wären bei einem Börsengang 3,5 bis vier Milliarden Mark schwer

Die Vereine der Fußball-Bundesliga würden bei einem Börsengang einen gewaltigen Aktien-Run auslösen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Westdeutschen Genossenschafts-Zentralbank (WGZ) in Düsseldorf.

Die Vereine der Fußball-Bundesliga würden bei einem Börsengang einen gewaltigen Aktien-Run auslösen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Westdeutschen Genossenschafts-Zentralbank (WGZ) in Düsseldorf. Man erwarte ein "überragendes öffentliches Interesse und eine hohe Nachfrage nach Fußballaktien", vor allem unter privaten Investoren.

Vorreiter Borussia Dortmund rechnet laut Manager Michael Meier bei einer im Frühjahr 2000 geplanten Umwandlung in eine Aktiengesellschaft mit einer Einnahme von rund 300 Millionen Mark. Doch lassen die meisten der 18 Bundesligisten ihre Pläne zur Eigenkapitalerhöhung trotz der nach dem Bosman-Urteil explodierten Spielergehälter und Ablösesummen bei vertraglich noch gebundenen Profis weiter in der Schublade.

Die Gründe für die Zurückhaltung der Klubs, die bei einem gemeinsamen Börsengang 3,5 bis vier Milliarden Mark "schwer" wären, sprach Alexander Neumann von der Deutschen Genossenschaftsbank (DG Bank) in Frankfurt an: "Die drei wichtigsten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Börsengang sind professionelles Management, ein dickes Polster in mobilen und immobilen Werten sowie ein erstklassiger Markenname." Bedingungen, die Duisburg, Freiburg, Bielefeld oder Rostock wohl nur unzureichend erfüllen.

Ganz anders dagegen Borussia Dortmund: Die sportlichen Erfolge der letzten Jahre mit dem Gewinn der Champions League 1997 sowie die 47-prozentige Beteiligung am Westfalenstadion und ein 50-Millionen-Deal mit der Vermarktungsagentur UFA bieten nach Ansicht der WGZ-Bank eine solide Basis für einen Börsengang. Auch Manager Meier hält den Zeitpunkt für ein "Going Public" angesichts von Neueinkäufen für 50 Millionen Mark nach zwei mageren Jahren für günstig: "Das positive Börsenklima hängt davon ab, ob interessierte Anleger bei uns eine sportliche Perspektive sehen."

Grundsätzlich befürwortet dieWGZ-Bank auch einen Börsengang von Schalke 04, zumal die Gelsenkirchener im Sommer 2001 ihre eigene, 358 Millionen Mark teure multifunktionale Arena "Auf Schalke" fertigstellen werden. Investitionen nicht nur in "Beine", sprich Spieler, sondern auch in "Steine" seien überaus wichtig.

Allerdings warnte Neumann von der DG Bank: "Ein Stadionneubau ist kein Allheilmittel. Die Klubs konkurrieren um das Kapital der Investoren, und wie andere Anleger sind Fußball-Fans keine betrunkenen Hooligans, sondern kühle Rechner, die sich durch Aktienhandel den nächsten Urlaub finanzieren wollen. Die Klubs müssen sich daher etwas einfallen lassen zur Kapitalerhöhung."

Beim FC Bayern München könnten sich die Anleger den Blick auf die Bundesliga-Tabelle sparen und gleich zum Finanzteil weiterblättern. Doch in München wurde ein geplanter Börsengang ad acta gelegt, da eine Einigung über einen Stadionneubau mit der Stadt München bis zum Jahr 2006 erzielt wurde und derzeit offensichtlich kein zwingender Kapitalbedarf besteht. Allerdings hegt die WGZ-Bank einen Verdacht: Möglicherweise könnten sich die Verantwortlichen beim FC Bayern noch nicht mit den mit einem Börsengang verbundenen Offenlegungspflichten anfreunden und würden deshalb ihre Pläne auf Eis legen.

Ein "Going Public" ist auch für die übrigen "Branchen-Riesen" Bayer Leverkusen und Hertha BSC aufgrund finanzkräftiger Sponsoren kein Thema. In Leverkusen wurde die Lizenzspielerabteilung allerdings ausgegliedert und in eine neue Kapitalgesellschaft überführt, sämtliche Geschäftsanteile werden für 1,4 Millionen Mark an die Bayer AG verkauft. Finanzmanager Wolfgang Holzhäuser, neuer Geschäftsführer der Gesellschaft, sieht in der Umwandlung "einen Schritt zur Professionalisierung des Fußballs". Auch in Berlin soll sich die Profi-Abteilung vom Restverein lösen und in eine KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) umwandeln. Alle Aktien sollen im Besitz des Klubs bleiben.

Berries Bossmann

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