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Sport: Reif für große Taten

Schweden genießt den eigenen Zusammenhalt

In Portugal ist derzeit Winter – jedenfalls nach Ansicht des schwedischen Trainers Tommy Söderberg. „Während der dunklen Wintermonate halten wir Schweden zusammen, jeder für jeden. Genauso ist es bei der Nationalmannschaft.“ Mit Geschlossenheit und Spielfreude haben die Schweden den favorisierten Italienern zuletzt ein 1:1 abgetrotzt. Bei den letzten Spielen der Gruppe C am Dienstag droht nun Italien das Aus – und Trainer Giovanni Trapattoni der Rauswurf.

Den Schweden und den Dänen genügt im direkten Duell ein 2:2 oder ein höheres Unentschieden zum Weiterkommen. Selbst wenn die Italiener dann die Bulgaren hoch schlagen, wären sie ausgeschieden. „Wir haben noch alle Möglichkeiten“, sagt Trapatonni, um die italienischen Medien zu beruhigen. Doch die diskutieren längst über mögliche Nachfolger wie Claudio Gentile, den U-21-Nationaltrainer, und Marcello Lippi von Juventus Turin. In Schweden dagegen gibt es seit dem Remis keine aufgeregten Debatten – nur Jubel und Zufriedenheit.

Jeden Tag, den dieses EM-Turnier andauert, entdecken die Schweden ihre Möglichkeiten. „Das Team ist reif für eine goldene Ära“, sagt Nationalspieler Marcus Allbäck von Aston Villa. Das Land sei voller junger, technisch versierter Talente, die sich im internationalen Fußball behaupten könnten. Als noch der routinierte Stürmer Hendrik Larsson Anfang Mai in die Nationalelf zurückkehrte, brach eine regelrechte Hysterie aus. „Schweden hat eine Gänsehaut bekommen", erzählt Trainer Söderberg. Zuvor hatte sogar der Präsident des europäischen Fußballverbandes Uefa, Lennart Johansson, einen Bittbrief an den zurückgetretenen Larsson geschickt, und 120 000 Schweden hatten für ein Comeback unterschrieben. Nachdem Larsson umgestimmt war, schickte ihm Ministerpräsident Göran Persson ein Dankestelegramm. „ Mit dir kann die EM für Schweden ein langes Turnier werden“, schrieb der Regierungschef.

Ein in der schwedischen Öffentlichkeit gern zitiertes Beispiel neuer fußballerischer Durchschlagskraft ist Zlatan Ibrahimovic. Der Stürmer aus Malmö schoss den umjubelten Ausgleich gegen Italien. „Das war sicher eines meiner wichtigsten Tore in meiner Karriere“, sagt Ibrahimovic. Der Sohn jugoslawischer Einwanderer hat sich durch harte Spielweise und vorlaute Sprüche international durchgesetzt – auch beim Spitzenklub Ajax Amsterdam. „Ich treffe ständig auf Weltklassespieler und dominiere auch hier in Portugal“, sagt er selbstbewusst. „Das bedeutet, dass ich auf diesem Niveau inzwischen dazugehöre.“ Ibrahimovic, der in Malmö in einem sozialen Problemviertel aufgewachsen war und sich auf den Straßen Härte aneignete, will bei der EM den „Fußball sprechen lassen“. Wie all seine Teamkollegen lobt er das schwedische Kollektiv. „Uns geht es darum, Charakter zu zeigen.“ So sprechen mutige Schweden – in ihrem Winter in Portugal.

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