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Sport: Reine Nervensache

Der Fiorentiner Trainer rastet aus – nicht als erster.

Berlin - Im Spiel der Serie A zwischen dem AC Florenz und Novara Calcio lief die 32. Minute, als Trainer Delio Rossi eine folgenschwere Entscheidung traf. Beim Stand von 0:2 nahm er seinen Spieler Adem Ljajic vom Platz. Der beschwerte sich daraufhin lautstark und gestenreich bei seinem Coach, so lange, bis Rossi ausrastete und seinen eigenen Spieler mit Schlägen eindeckte. Zwar rüttelte der Trainer damit offenbar seine Mannschaft wach, denn Florenz schaffte am Ende noch ein 2:2. Doch es war der letzte Punktgewinn für den 51-Jährigen als Coach der Fiorentina. Auch eine Entschuldigung nach dem Spiel half ihm nicht mehr, noch am Mittwochabend wurde Rossi entlassen. „In meinen zehn Jahren im Fußball war dies meine schwerste Entscheidung. Rossi ist provoziert worden und die Nerven sind mit ihm durchgegangen. Aber wir mussten so entscheiden“, sagte Florenz-Präsident Andrea Della Valle. Rossi erwartet zudem eine Sperre durch den Verband, Ljajics Spielerberater kündigte eine Anzeige wegen Körperverletzung an.

So ungewöhnlich die Aktion von Delio Rossi anmutet, sie ist kein Einzelfall. Immer wieder verlieren Trainer im Sport die Nerven und lassen sich zu Ausrastern hinreißen. In der Bundesliga fiel Norbert Meier im Dezember 2005 mit einer besonders dreisten Tätlichkeit auf. Im Spiel seines MSV Duisburg gegen den den 1. FC Köln versetzte er Albert Streit einen Kopfstoß, nur um anschließend selbst zu Boden zu gehen. Der Kölner Spieler wurde vom Platz gestellt, doch Meier erwischte es später deutlich härter. Wegen einer Schwalbe sperrte ihn der DFB für drei Monate, der Trainer wurde beim MSV gefeuert.

Dass Gegenspieler Opfer von aggressiven Trainern werden, kommt immer wieder vor. So würgte Aachens Coach Eugen Hach einst den Cottbuser Franklin in einem Zweitligaspiel, Werner Lorant fuhr als Trainer von LR Ahlen gegen den Burghausener Macchambes Younga-Mouhani den Ellbogen aus. Wie Delio Rossi in Florenz zog auch Benno Möhlmann gegen einen eigenen Spieler zu Felde. Als Cheftrainer des Hamburger SV trat er Harald Spörl in der Halbzeitpause während einer Kabinenansprache gegen das Schienbein. Was in Hamburg nur mehr eine lustige Anekdote ist, beschäftigte anderswo die Gerichte. Holstein Kiel trennte sich nach einem ähnlichen Vorfall von Trainer Falko Götz. Der soll einem Spieler mit der flachen Hand mehrfach auf die Stirn geschlagen haben, stritt dies allerdings ab. Aussage stand gegen Aussage, letztendlich einigten sich die Parteien auf einen Vergleich.

Doch nicht nur im Fußball wird der Druck für die Trainer mitunter zu groß. Bei der Handball-WM 2009 stürmte Deutschlands Coach Heiner Brand nach einem knapp verlorenen Spiel mit erhobener Faust auf einen Schiedsrichter zu, konnte sich aber gerade noch beherrschen. Regelrecht kreativ fiel hingegen der Protest von Phil Wellman gegen eine vermeintliche Fehlentscheidung aus. Der Manager der Mississippi Braves zerlegte minutenlang ein ganzes Baseballspielfeld derart unnachahmlich, dass der amerikanische Sportsender ESPN seine Aktion 2009 zum größten Ausraster der Sportgeschichte kürte.

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