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Weltmeisterin Malaika Mihambo schaffte im vergangenen Jahr Sprünge über sieben Meter in Serie.

© dpa

Reisen nach Indien und Thailand: Malaika Mihambo ruht in ihrer Mitte

Weitspringerin Malaika Mihambo ist die Attraktion beim Istaf Indoor. Sie lebt von ihrer mentalen Stärke.

Soll bloß keiner sagen, dass die Leichtathletik Sorgen hat. Am Donnerstag lächelt Martin Seeber ein Gewinnerlächeln, als er auf dem Podium in einer Berliner Dependance eines großen Autobauers steht. Das Gewinnerlächeln Seebers wirkt umso ausgeprägter, weil es schwer im Kontrast zur Miene des offenbar ziemlich erkälteten Moderators Wolf-Dieter Poschmann steht.

Seeber organisiert seit vielen Jahren in der Hauptstadt diverse Leichtathletikmeetings. Es war und ist in der Sporthochburg Berlin mit ihren vielen Vereinen und Veranstaltungen nicht immer einfach für ihn, die Arenen vollzubekommen. Für das am Freitag in der Arena am Ostbahnhof stattfindende Hallenmeeting Istaf Indoor trifft das nicht zu. „Wir sind komplett ausverkauft“, sagt Seeber. „12.500 Leute“.

Ein Grund, weshalb die 12.500 Leute da sein werden, steht neben Seeber: die Weitspringerin Malaika Mihambo. Die 26-Jährige ist derzeit die beste Weitspringerin auf der Welt, im vergangenen Jahr gewann sie bei den Weltmeisterschaften in Doha mit einem Satz auf 7,30 Meter die Goldmedaille, im Jahr zuvor hatte sie den Titel bei den Europameisterschaften in Berlin geholt.

Mihambo ist eine Vorzeigeathletin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. Aber nicht nur das, sie tritt inzwischen auch auf der internationalen Bühne auf. So befand sie sich vor wenigen Wochen in Los Angeles zu Werbeaufnahmen ihres Ausrüsters.

Trotz des ganzen Rummels um ihre Person sagt sie am Donnerstag, dass sie sich wohl fühle. Dabei ist sie schwer gefragt. Ihr bleibt nicht viel Zeit bei der offiziellen Pressekonferenz zum Istaf Indoor, gleich muss sie weiter, um einem Fernsehsender noch ein Interview zu geben. Mihambo ist solche Auftritte gewohnt. Schon allein, weil sie im vergangenen Jahr unzählige Preise verliehen bekam, sie wurde unter anderem als „Leichtathletin des Jahres“ sowie als „Sportlerin des Jahres“ ausgezeichnet.

Es ging verdammt schnell nach oben

Europameisterin, Weltmeisterin, Ehrungen, Shootings in Los Angeles – es ist in den vergangenen beiden Jahren verdammt schnell nach oben gegangen für Mihambo. Ein wesentlicher Grund für die Leistungssteigerung der Athletin war, dass sie zuletzt von schweren Verletzungen verschont geblieben ist. Ein anderer, dass sie vor allem mental ihren Konkurrentinnen weit voraus ist.

Während viele Springerinnen bei zwei ungültigen Versuchen häufig zittrige Beine bekommen, haut Mihambo – wie es im Leichtathletiksprech heißt – gerade dann einen raus. Mihambo hat bereits mehrwöchige Reisen nach Indien oder Thailand unternommen und dort viel meditiert. „Ich habe diese mentale Stärke in die Wiege gelegt bekommen“, sagt sie. „Aber es ist auch eine Fähigkeit, die man trainieren kann.“

Bei all dem, und damit ist vorweg die Suche nach der inneren Mitte gemeint, geht es Mihambo aber nicht nur darum, im Sport leistungsfähiger zu sein. „Heute vergessen viele Menschen, dass sie Menschen sind“, sagt sie. „Sie definieren sich nur über Erfolge oder über ihre Arbeit.“ Das könne sie nicht verstehen. „Ich bin nach meinen Erfolgen derselbe Mensch geblieben“, ist sie überzeugt.

Den Wurzeln treu geblieben

Dafür spricht auch, dass sie im Vergleich zu manch anderer deutschen Spitzenathletin wie zum Beispiel Konstanze Klosterhalfen oder Gina Lückenkemper ihren Wurzeln treu geblieben ist. Mihambo wird seit inzwischen über 15 Jahren von Ralf Weber trainiert, ihr Verein ist der LG Kurpfalz aus dem Städtchen Schwetzingen nahe Heidelberg.

In der Ruhe der Provinz schaffte sie es sukzessive, ihre enorme Antrittsgeschwindigkeit in Weite umzusetzen. Es gibt derzeit keine andere Weitspringerin, die nur annähernd so schnell ist wie sie. Für die Olympischen Spiele in diesem Jahr in Tokio macht sie das gepaart mit ihrer inneren Ruhe zur klaren Goldfavoritin. „Das ist kein Selbstläufer. Ich muss da, wie jede andere Medaillenkandidatin auch, hart an mir arbeiten“, sagt sie.

Doch bis zu den Olympischen Spielen in Tokio sind es ohnehin noch ein paar Monate hin, mindestens. Denn wenn es dumm läuft und der grassierende Coronavirus sich weiter ausbreitet, könnten die Spiele noch verschoben oder gar abgesagt werden. Darauf angesprochen sagt Mihambo: „Es kommt, wie es kommt.“ Namaste.

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