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Feuer und Flamme. Dresdens Fans feierten trotz Verbots den Klassenerhalt ihres Vereins mit bengalischen Fackeln. Ansonsten gab es aber keine nennenswerten Vorfälle. Foto: dpa

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Relegation: Folgt nach der Rettung der Abschied?

Die Diskussion um eine mögliche Entlassung von Trainer Peter Pacult trübt bei Dynamo Dresden die Freude über den Verbleib in der Zweiten Liga.

Dresden - Mit nassem Haupt betrat Peter Pacult den Presseraum. Draußen im Stadion prasselte der Regen nieder, aber mit großer Wahrscheinlichkeit war es nicht nur Wasser gewesen, das seine Frisur ruiniert hatte. Man kann davon ausgehen, dass der eine oder andere Tropfen Bier den Weg in Pacults Haare fand, so wild wie seine Spieler damit in der Kabine und im Stadioninneren herumgespritzt hatten. Der 2:0-Sieg im Relegations-Rückspiel gegen den VfL Osnabrück nach einem 0:1 im Hinspiel setzte eine riesige Party in Gange, die Spieler um die beiden Torschützen Cristian Fiel und Idir Ouali feierten mit den Fans ausgelassen und friedlich den Dresdener Klassenerhalt.

Dabei hatte Pacult noch versucht, sich zunächst den Feierlichkeiten zu entziehen. Der Trainer von Dynamo Dresden war direkt nach dem Schlusspfiff in die Katakomben der Dresdener Arena gestürmt. Er macht das angeblich immer so, aber vielleicht war ihm dieses Mal tatsächlich nicht nach Feiern zumute. Noch während des Spiels hatte das Gerücht die Runde gemacht, dass Pacult am nächsten Tag entlassen werden würde – egal ob seiner Mannschaft der Verbleib in der Zweiten Liga gelingt oder nicht.

Diese vermeintliche Nachricht hätte aus Dresdener Sicht zu keinem unglücklicheren Zeitpunkt aufkommen können, weil die Freude schnell durch die Diskussion über Pacults Zukunft geschmälert wurde. Der Trainer reagierte sarkastisch. Wie er denn die Spekulationen um seine mögliche Entlassung unmittelbar nach diesem sportlichen Erfolg aufgenommen hätte, wurde Pacult gefragt. „Das ist natürlich ein super Gefühl“, sagte er – und fügte ernst hinzu: „Schade, dass man einen so schönen Tag damit kaputt macht.“

Dynamos Entscheidungsträger gaben ein ähnlich trauriges Bild ab wie es die Mannschaft über weite Strecken der Saison auf dem Feld getan hatte.

Zusätzlich angefeuert wurde das Ganze durch eine unglückliche Aussage von Andreas Ritter: „Ich gehe davon aus, dass Pacult Trainer bleibt, aber das entscheiden am Ende andere.“ Dynamos Präsident nannte als entscheidende Instanzen die Geschäftsführung und den Aufsichtsrat. Und Sportdirektor Steffen Menze tat die Gerüchte pikiert ab, ohne jedoch ein klares Bekenntnis zu Pacult abzugeben. „Ich weiß auch nicht, wo das jetzt herkommt“, sagte Menze, der am Tag danach nicht für eine Stellungnahme zu erreichen war.

Dynamos Entscheidungsträger gaben ein ähnlich trauriges Bild ab wie es die Mannschaft über weite Strecken der Saison auf dem Feld getan hatte. Allein der Umstand, dass Dresden sich in die Relegation gegen den Dritten der Dritten Liga begeben musste, gilt nach Platz neun im Vorjahr als sportliche Enttäuschung. Trainer Ralf Loose wurde im Dezember durch Peter Pacult ersetzt, nun droht dem ehemaligen Bundesliga-Stürmer von 1860 München ebenfalls die Ablösung. Pacults Vertrag verlängert sich zwar durch den geschafften Klassenerhalt automatisch um eine weitere Saison, aber ob er tatsächlich beim Trainingsauftakt die Mannschaft betreuen darf, ist weiterhin fraglich.

Der ohnehin schon kleine Etat wird noch einmal um fünf Prozent reduziert

Einfacher dürfte die Situation aber auch für einen neuen Trainer nicht werden. Der Verein will seinen Schuldenabbau weiterhin konsequent betreiben, zur neuen Spielzeit wird der für Zweitliga-Verhältnisse ohnehin schon kleine Etat noch einmal um fünf Prozent gekürzt. Etwas weniger als sieben Millionen Euro sollen dann zur Verfügung stehen. Mehr ist nicht drin, es mangelt an Einnahmequellen. Dazu trifft den Verein der Ausschluss aus dem DFB–Pokal wirtschaftlich hart. Dazu war es gekommen, weil Dresdener Fans beim Pokal-Spiel in Hannover randaliert hatten.

Nach dem Spiel gegen Osnabrück blieb es im Stadion und außerhalb friedlich. „Ich freue mich vor allem für die Fans. Nochmal einen Schritt zurück machen zu müssen, wäre nicht schön gewesen“, sagte Pacult mit österreichischem Akzent. In seiner Stimme schwang ein leiser melancholischer Ton. Ein Ton, wie er nicht selten bei Abschiedsreden zu vernehmen ist. Sebastian Stier

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