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Der letzte Übersteiger nach dem Schubser:

© dpa

Sport: Rempeln und tanzen

Die zweifache Torschützin Marta fällt bei Brasiliens 3:0 über Norwegen erst unangenehm auf – und versöhnt sich dann mit dem Wolfsburger Publikum

Am Ende wurde es doch noch Martas Abend. Dabei hatte es eine Halbzeit lang so gar nicht danach ausgesehen. Die fünfmalige Weltfußballerin erzielte zwar ihr erstes Tor bei dieser WM und es war sogar eines ihrer spektakuläreren. In der 22. Minute tanzte Marta die norwegische Abwehr im Alleingang aus, ein, zwei, drei Übersteiger, dann der platzierte Schuss und es stand 1:0 im zweiten Gruppenspiel der Brasilianerinnen gegen Norwegen. Applaus aber erntete sie dafür nicht. Denn Marta hatte auf ihrem Weg zum Tor die Abwehrspielerin Nora Holstad Berge einfach aus dem Weg geschubst. Als sie eine knappe Stunde später allerdings ein regelkonformes Tor zum 3:0 (1:0)-Endstand erzielte, hatte sich das Publikum mit ihr versöhnt.

Bis zur Pause wurde Marta konsequent vom Wolfsburger Publikum ausgepfiffen, sobald sie nur den Ball berührte. Eine Gruppe Schülerinnen versuchte es immer wieder mit „Marta, Marta“-Rufen, viele waren wohl vor allem wegen der Ausnahmestürmerin gekommen. Nach dem Tor, das keines hätte sein dürfen, aber verlagerten sich die Sympathien klar in Richtung Norwegen. Die Mannschaft von Trainerin Eli Landsem hatte bis zum Gegentreffer auch durchaus die größeren Spielanteile gehabt.

Bei 14 Grad und penetrantem Nieselregen fiel es den Südamerikanerinnen, die mit den obligatorischen Trommeln, Tamburinen und Triangeln angereist waren, schwer, ihren Rhythmus zu finden. Die 26 067 Zuschauer hielten sich mit La Ola warm, die unermüdlich ihre Runden durchs ausverkaufte Wolfsburger Stadion drehte. Doch dann kam Marta in Fahrt. „Es war nicht möglich, sie zu stoppen“, klagte Eli Landsem später. „Wir wurden dafür bestraft, dass wir nicht so schnell sind, wie wir sein müssten.“ Nur eine Minute nach dem Wiederanpfiff untermauerte Marta erneut eindrucksvoll ihre Ausnahmestellung im Frauenfußball. Sie flitzte auf der linken Seite erneut an allen Norwegerinnen vorbei, die sich ihr in den Weg stellten, spielte einen genialen Querpass auf Rosana, die den Ball nur noch ins Tor drücken musste. Nur zwei Minuten später war es wieder Marta selbst, die nach einem fatalen Rückpass der völlig von der Rolle wirkenden Maren Mjelde abstaubte. Da hatte das Publikum ihre Heldin wieder lieb.

Mitte der zweiten Hälfte hätte die amtierende Weltfußballerin sogar noch auf 4:0 erhöhen müssen, wartete aber zu lange und vertändelte vor der norwegischen Torhüterin Ingrid Hjelmseth. „Das Spielfeld war nass und der Ball ein wenig schneller, da musste ich noch schneller laufen“, sagte eine grinsende Marta, die selbstverständlich zur Spielerin des Tages gekürt wurde. Und auch ihrem Trainer Kleiton Lima blieb nichts weiter, als zu sagen: „Zum Glück können wir uns auf Marta verlassen.“ Das sagt auch einiges über den Zustand des restlichen Teams aus.

Die Norwegerinnen erholten sich nie vom Schock des Rückstands. Zu behäbig waren sie im Umschalten von Abwehr auf Angriff und wenn sie einmal in Richtung Strafraum liefen, glänzten sie höchstens durch Ideenlosigkeit. Sie müssen nun am Mittwoch im Spiel gegen Australien ums Weiterkommen zittern.

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