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Im ersten freien Training vor dem Großen Preis von Bahrain landete Sauber-Pilot Felipe Nasr am Freitag auf dem achten Platz.

© dpa

Rennstall Sauber: Das Überraschungsteam der Formel 1

Das Sauber-Team belegt in der Formel 1 nach den ersten drei Saisonrennen Platz vier in der Konstrukteurs-WM, hinter Mercedes, Ferrari und Williams und noch vor Red Bull. Auch beim Großen Preis von Bahrain wollen sie weiter oben mitfahren.

Früher, speziell im letzten Jahr, da waren die Presserunden des Sauber-Teams im Formel-1-Fahrerlager immer eine ziemlich einsame Veranstaltung: Kaum ein Medienvertreter – speziell keiner aus dem großen englischsprachigen Kontingent – interessierte sich für die Schweizer Truppe. Jetzt, in Bahrain, herrschte schon am Donnerstag Hochbetrieb bei den Interviewterminen der Sauber-Piloten Felipe Nasr und Marcus Ericsson. Schließlich belegt das Team nach den ersten drei Saisonrennen immer noch Platz vier in der Konstrukteurs-WM, hinter den drei Großen Mercedes, Ferrari und Williams, noch vor Red Bull – und ist „eine der absolut positiven Überraschungen des Jahres“, wie es Niki Lauda formuliert.

Zuletzt in China schafften es beide Fahrer unter die Top ten im Qualifying und dann auch in die Punkteränge, eine Betätigung des Top-Ergebnisses beim Saisonauftakt in Australien, das viele damals noch als „Eintagsfliege“ abtaten. Für Teamchefin Monisha Kaltenborn, die gerade durch die Affäre um Giedo van der Garde und seine Hintermänner in Australien zeitweise heftig im Kreuzfeuer der Kritik stand, vor allem bei denen, die die Hintergründe des ganzen Falls nicht so genau kennen, natürlich eine gewisse Genugtuung: „Wir hatten seit den Wintertests, als wir gesehen haben, dass das Gesamtpaket des Autos einen großen Schritt nach vorne gemacht hat, gewisse Hoffnungen und Erwartungen, die sich dann in Melbourne ja auch bestätigt haben. Malaysia war einfach ein unglückliches Rennen, weil Fehler gemacht wurden, nicht, weil es an Performance gefehlt hätte. Dass wir dann in China noch einmal richtig mitkämpfen konnten, ist natürlich ein gutes Gefühl. Auch wenn wir selbst nicht dauernd Zweifel haben – wir wissen, dass das ein konkurrenzfähiges  Auto ist. Aber es ist natürlich ein schönes Gefühl, das am Ende des Tages bestätigt zu bekommen.“

„Im letzten Jahr hat man uns respektlos behandelt“, sagt Kaltenborn

Dass ihr die Anerkennung von außen nicht völlig egal ist, gibt die Österreicherin mit den indischen Wurzeln zu. Auch wenn sie diesem Thema nicht so viel Bedeutung beimessen will: „Weder im Positiven noch im Negativen. Da wird oft in jede Richtung übertrieben. Wir haben das letztes Jahr im Negativen zu spüren bekommen, wie da wirklich teilweise unverschämt übertrieben wird, wie man uns respektlos behandelt hat. Immerhin sind wir hier das viertälteste Team. Jedes Team kann mal unten sein, dieses Jahr steht ja zum Beispiel auch ein prominenter Name sehr weit unten, ist alles andere als konkurrenzfähig. Das bedeute aber nicht, deswegen mit einem Team respektlos umzugehen. Ich beklage mich nicht, das ist halt der Umgang hier, das weiß man. Da darf man dann auch nicht pikiert sein, wenn es so kommt. Es ist nur schade, dass es sich immer wieder bestätigt. n, normale  zu können. Denn es würde dem Sport auch mal gut tun, wenn andere Dinge im Vordergrund stehen würden.“

Auch wenn die finanziellen Ressourcen bei Sauber im Vergleich zu vielen anderen, speziell natürlich zu den Hersteller-Teams, beschränkt sind: Das Ziel ist es, die gegenwärtige Position im Mittelfeld zu halten – wohl wissend, dass dann je nach Strecke mal der eine, mal der andere dieser Gruppe weiter vorn sein wird. Toro Rosso und Lotus, im Moment sogar auch noch Red Bull, gehören zu dieser Gruppe, und bis jetzt gelang es schon mehrfach, durch optimales Ausnutzen der eigenen Möglichkeiten auch eigentlich schnellere zu schlagen: „Toro Rosso hätte in China eigentlich viel mehr Punkte holen müssen als wir“, sagt Felipe Nasr, der derzeit mit 14 Punkten auf Rang sieben der WM-Wertung liegt. „Haben sie aber nicht“, grinst der junge Brasilianer, der in Melbourne mit Platz fünf ein sensationelles Debüt in der Formel 1 feierte. „Und genau da müssen wir weiter machen. Unsere Chancen nutzen, wenn sie sich bieten.“

Nasr und Ericsson überzeugen regelmäßig mit guten Leistungen

Nasr und auch sein Teamkollege Marcus Ericsson wurden ja vor der Saison von vielen als reine „Paydriver“ abgestempelt, jetzt überzeugen sie regelmäßig mit guten Leistungen. Peter Sauber ließ kürzlich schon einmal anklingen, dass er bei den beiden vor allem mehr Motivation sehe als bei Adrian Sutil und Esteban Gutierrez in der letzten Saison. Monisha Kaltenborn kann das Wort „Paydriver“ sowieso bald nicht mehr hören: „Das ist für mich auch eine dieser völlig unsinnigen Diskussionen. Wenn man den Begriff ganz streng interpretiert, dann gibt es nur ganz wenige in der Formel 1, die nie Paydriver gewesen sind. Es ist auch nichts Schlimmes. Ich finde diese Bezeichnung respektlos gegenüber den Fahrern. Die Fahrer haben das Beste getan, durch Leistung zu zeigen, wozu sie fähig sind. Und genau diesen Weg sollen sie weiter gehen. Ich bin mit ihnen zufrieden.“

Angesichts der derzeitigen Erfolgswelle kann sie dann auch sehr gelassen bleiben, wenn in einer TV-Sendung eines Privat-Kanals mehr oder weniger Beteiligte der ganzen Australien-Affäre, die das Team vor eine der größten Belastungsproben seiner Karriere stellten, ihre ganz eigenen Wahrheiten präsentieren, teils offensichtlich aus Unwissenheit, teils natürlich auch aus Berechnung. Wobei das Thema, das Sauber zunächst einmal, mehr oder weniger durch Erpressung, eine Abfindungssumme von 15 Millionen Euro an van der Garde und seine Hintermänner kostete, wohl sowieso noch nicht durch ist. Dass man da von Sauber-Seite noch einmal vor Gericht gehen wird, scheint so gut wie sicher.

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