Sport: Retro-Show in München
Bayern startet furios mit alten Bekannten
München - Ob es an der späten Uhrzeit lag, ist nicht übermittelt. Lucian und Laurin Zickler jedenfalls waren am Freitagabend nicht im Stadion, um ihrem Vater bei der Ausübung seines Berufs zuzuschauen. Es sei eines seiner größten Ziele, dass seine Söhne noch einmal sehen, „was der Papa so macht“, hatte Alexander Zickler während seiner langen Leidenszeit gesagt. Schade, dass die Zickler-Buben beim 3:0-Sieg des FC Bayern München gegen den Hamburger SV nur vor dem Fernseher miterleben konnten, wie der Vater in der 81. Minute erst Mehmet Scholl abklatschte, um nach 22 Monaten wieder ein Pflichtspiel für die Bayern zu machen. Am 15. März 2003 hatte er sein letztes Punktspiel bestritten. Es ist ein kleines Wunder der neueren Fußballgeschichte, dass sich Zickler nach drei Beinbrüchen in Serie wieder rangekämpft hat.
Wie einer, der gerade ein persönliches Ziel verpasst hatte, sah Zickler nun wirklich nicht aus, als er seinen Koffer durch die Katakomben des Olympiastadions zog. „Mir wäre es eigentlich wurscht gewesen, ob ich heute gespielt hätte oder nicht“, sagte der Stürmer, „aber es ist natürlich schöner, auch mal zehn Minuten auf dem Feld zu sein.“ So vergaß Zickler auch nicht, sich bei den Kollegen zu bedanken: „Natürlich habe ich mitgefiebert, dass die Sache früh entschieden ist, damit ich meine Chance bekomme.“
Der klare Erfolg kam mit alten Bekannten zustande: Gegen den HSV spielten in Oliver Kahn, Bixente Lizarazu, Hasan Salihamidzic, Owen Hargreaves, Jens Jeremies, Mehmet Scholl und am Ende auch Alexander Zickler gleich sieben Profis, mit denen die Bayern 2001 die Champions League gewannen. Eine Retro-Show im Olympiastadion? „Wieso nicht auch bei uns?“, fragte Felix Magath, „die Jungs hatten genug Zeit zum Ausruhen.“
Auch wenn ihm die Einordnung in Alt und Jung nicht passte, mochte Uli Hoeneß nicht dementieren, dass die gestandenen Spieler einen großen Anteil am souveränen Erfolg hatten: Kahn bewahrte sein Team mit Paraden vor einem Rückstand, Scholl bereitete das 1:0 vor, Jeremies sorgte später für die nötige Stabilität. Traurig war nur einer: Lizarazu zog sich bei seinem Comeback schon nach zehn Minuten einen Muskelfaserriss in der Wade zu und wird den Bayern zwei Wochen fehlen. Das soll aber nichts an den neuen Machtverhältnissen in München ändern. „Zurzeit haben die Älteren Oberwasser“, sagte auch Zickler, „sie können den Jüngeren auch noch was beibringen.“
Im Fall Zickler gilt dies nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für die Familie – sie muss nur im Stadion sein.
Moritz Küpper
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