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Sport: Rettung bis halb vier

In der Dritten Liga war es nicht nur für Babelsberg eng – und einige bangen noch um die Lizenz

Berlin - Schluss per SMS zu machen ist nichts Besonderes mehr. Auf diese Weise sagte der geplante Retter des Drittligisten SpVgg Unterhaching am Montag ab, plötzlich fehlte eine Million Euro. Der Klub hatte nun noch zwei Tage Zeit, bis am Mittwochnachmittag die Lizenzunterlagen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) eingereicht werden mussten. Bereits involvierte Geldgeber legten noch etwas drauf, so dass der Klub am Mittwoch von einer mündlichen Zusage des DFB für eine weitere Saison in der seit 2008 bestehenden Liga berichten konnte.

Damit steht der Klub vergleichsweise gut da, denn die Lizenz haben nicht alle Klubs sicher. Am Mittwoch konnte man im Liveticker verfolgen, welcher Klub es schaffte, bis 15.30 Uhr erfolgversprechende Lizenzunterlagen an den DFB zu faxen. Nicht ohne Brisanz, wenn man bedenkt, dass in der Winterpause der Wechsel des Bundesliga-Profis Eric Maxim Choupo-Moting an einem defekten Faxgerät scheiterte. „Es muss offensichtlich auch ein gewisser Handlungsdruck da sein“, sagt Johannes Baumeister, der Geschäftsführer von Jahn Regensburg, der auch am letzten Tag seine Unterlagen einreichte und vorerst mit einem kleinen Etat von 1,7 Millionen Euro plant. „Kaufmännisch gedacht kann man nicht mehr Geld ausgeben als man einnimmt“, sagt Baumeister. Im Fußball aber sei dies „nicht einfach“. Im Umfeld wirkten noch andere Kräfte, die erhöhte Risikobereitschaft einiger setze auch eine Spirale in Gang.

So bangten und bangen insgesamt sieben Vereine darum, ob sie in der kommenden Saison in der Dritten Liga bleiben dürfen. Osnabrück, Carl Zeiss Jena und Unterhaching vermeldeten am Mittwoch schon vor halb vier ihre Rettung, Auch der eigentlich schon abgeschriebene SV Babelsberg schaffte es nach dramatischen Tagen noch. Dank einer Bankbürgschaft und 700 000 Euro Spende von der Stadt Potsdam, die die Zahlung offiziell auch mit dem Engagement der Fans begründet, die mit verschiedenen Aktionen 60 000 Euro gesammelt hatten. Potsdams Spende ist auch ein politisches Thema. Kommunen und Länder haben lange Jahre die Vereine stark unterstützt und deren Überleben gesichert, diese Zeiten sind wegen der leeren Kassen vielerorts Vergangenheit.

Die Klubs, für die keine Zahlungen ausgesetzt werden oder denen die Stadionmiete gestundet wird, müssen es selbst schaffen. Oder nicht, so wie die TuS Koblenz. Zwar gab der Klub auch Unterlagen ab, für einen deutlich reduzierten Etat. „Es ist uns nicht gelungen, die erhobenen Forderungen zu erfüllen. Wir haben uns daher entschlossen, einen stark abgespeckten Etat einzureichen“, sagte Präsident Werner Hecker. „Jetzt bleibt es abzuwarten, ob der DFB die Lizenz doch noch erteilt.“ Damit ist eher nicht zu rechnen, es fehlen 1,6 Millionen Euro.

Neben dem sportlich eigentlich geretteten Rot Weiss Ahlen, bei dem das Insolvenzverfahren eröffnet ist, wäre Koblenz der zweite Absteiger aus finanziellen Gründen. Vom Ahlener Zwangsabstieg profitiert das abgestiegene Wacker Burghausen, das zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren nur wegen der Pleite eines anderen Klubs in der Liga bleibt. Von weiteren Pleiten würden die zweiten Mannschaften von Werder Bremen und Bayern München profitieren. Die zweiten Teams sind eigentlich in der Liga unbeliebt, weil sie nur wenige Zuschauer bringen. Andererseits kriegen sie kein Fernsehgeld, so dass jeder Klub mit 750 000 statt 670 000 Euro Einnahmen planen könnte. Ein nennenswerter Posten, da seit der Einführung der Liga alle Klubs über die Anforderungen des DFB in der Infrastruktur stöhnen. „Das ist definitiv eine Pleite-Liga, in der man nicht länger als zwei Jahre überleben kann“, sagte Hajo Sommers, der Präsident von Zweitligaabsteiger Rot-Weiß Oberhausen, dem „Reviersport“.

Darüber würde man sich bei Arminia Bielefeld schon freuen. Der Klub hat insgesamt 29 Millionen Euro Schulden. „Wir haben es geschafft, alle geforderten Bedingungen rechtzeitig einzureichen. Ob diese nun erfüllt sind, wird der DFB entscheiden“, sagte der sichtlich gezeichnete Geschäftsführer Ralf Schnitzmeier am Mittwoch nach halb vier. Auf die Antwort des DFB auf den Sanierungsplan muss er unter Umständen aber bis zum 15. Juni warten.

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