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Das hat schon gereicht. Wolfsburgs Divock Origi (Zweiter von rechts) bejubelt sein Tor zum 2:1 gegen den 1. FC Köln.

© dpa

Rettung in die Relegation: Der VfL Wolfsburg und das Prinzip Hoffnung

Das 4:1 gegen Köln macht dem VfL Wolfsburg Mut auf den Verbleib in der Bundesliga. In der Relegation spielt er jetzt gegen Holstein Kiel.

Von Christian Otto

Der fröhliche Jubel auf den Zuschauerrängen fand auf dem Rasen keine Fortsetzung. Was sollte man bloß anfangen mit diesem Erfolgserlebnis, an das bundesweit kaum jemand geglaubt hatte? „Es ist ganz komisch mit den Gefühlen“, sagte Maximilian Arnold. Der Mittelfeldspieler des VfL Wolfsburg und seine Teamkollegen verspürten nur wenig Lust, ihren Heimsieg ausgelassen zu feiern. Denn mit dem 4:1 (1:1) gegen den 1. FC Köln ist erst einmal nur der direkte Abstieg vermieden. Wolfsburg bestreitet am 17. und 21. Mai die Relegationsspiele gegen Holstein Kiel und muss im Kampf um den Klassenerhalt wie im Vorjahr nachsitzen.

Seine Art war zuletzt scharf kritisiert worden. Keine Nähe zu den Fans gewünscht, kein lautstarkes Wachrütteln einer lethargischen Mannschaft – Bruno Labbadia möchte seinen Job lieber ruhig und sachlich. „Es ist unbezahlbar, wenn ein Trainer erfahren ist“, sagte der dritte Wolfsburger Chefcoach in dieser Saison nach dem ersehnten Erfolgserlebnis gegen Köln. Einem Mangel an Aktionismus in der Vorbereitung war gewissenermaßen eine Leistungsexplosion gefolgt. Nach gerade einmal 42 Sekunden hatte Joshua Guilavogui den ersten Wolfsburger Treffer erzielt. Dass die bereits abgestiegenen Kölner durch Kapitän Jonas Hector zum zwischenzeitlichen 1:1 gekommen waren, erhöhte die Spannung vor 26 112 Zuschauer nur kurzzeitig. Der an diesem Tag überragende Josip Brekalo hatte sich in der 54. Minute im Mittelfeld gegen mehrere Kölner behauptet, auf Yunus Malli gepasst und damit das vorentscheidende 2:1 durch Divock Origi eingeleitet. Der Kroate bereitete danach noch das 3:1 von Robin Knoche vor und erzielte das 4:1 selbst.

Das Stadion war nicht ausverkauft

Sie brauchten nur ein paar Minuten, um ihre bisher beste Saisonleistung hinter sich zu lassen und wieder in den Vernunfts-Modus zu schalten. „Kiel ist sicherlich eine gute Mannschaft. Aber wir sind der Favorit“, sagte Brekalo als Held des Tages. Einerseits macht er sich noch Hoffnung, bei der Weltmeisterschaft in Russland für Kroatien spielen zu dürfen. Andererseits muss er sich vor und nach Pfingsten noch mit den Niederungen der Zweiten Bundesliga beschäftigen. Sekunden nach Spielende erklärte der Stadionsprecher in Wolfsburg, wann der Kartenvorverkauf für das erste Duell beginnt. Der Hinweis dürfte in dem Wissen, dass das letzte reguläre Saisonspiel gegen Köln nicht ausverkauft war, gar nicht so unwichtig gewesen sein.

Fans und Mannschaft des VfL Wolfsburg sind nach Wochen des Frustes und der Enttäuschungen wieder einen Schritt aufeinander zugegangen. Einer extrem ruhigen Trainingswoche mit wenig Zuspruch und öffentlichen Begegnungen war eine beachtliche Unterstützung aus der Fankurve gefolgt. Es ist offenbar doch nicht ganz egal, was aus dem VfL als vom Volkswagen-Konzern gesteuerten Fußballprojekt wird. Für den Fall des Abstiegs soll ein rund 60 Millionen Euro teuer Spielerkader zusammengestellt werden dürfen. „Wir stehen für ein nachhaltiges Engagement und eine langfristige Partnerschaft“, versichert Frank Witter, der neue Aufsichtsratschef der VfL Wolfsburg Fußball GmbH. Es ist also vorgesorgt für eine Variante, die es eigentlich nicht geben darf. Zweitliga-Aufsteiger Kiel ist bei aller Euphorie der klare Außenseiter im Duell mit den Niedersachsen. „Ich weiß, was uns erwartet. Es ist ganz wichtig, dass man nicht hektisch wird“, sagte Labbadia.

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