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Sport: Revanche geglückt

Drei Tage nach dem Pokal-Aus siegt 1860 in Bremen 2:1

Bremen. Eine halbe Stunde nach Spielschluss suchte die sportliche Leitung des SV Werder Zuflucht auf der Ersatzbank. Zum Nachdenken im menschenleeren Weserstadion: Klaus Allofs stützte das Kinn auf die Hände, Thomas Schaaf schlug die Arme vors Gesicht. Dann schüttelten beide den Kopf: Bremens Sportdirektor und Trainer waren nach der 1:2-Niederlage gegen 1860 München ebenso fassungslos wie zuvor 34 000 Augenzeugen.

Auch der Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale hat dem Tabellendritten keinen Auftrieb verliehen. Im Gegenteil: Drei Tage nach dem 4:1 im Münchner Olympiastadion unterlag Werder demselben Kontrahenten. Ein Punkt aus drei Liga-Spielen nach der Winterpause – zu wenig für einen selbst ernannten Anwärter auf die Champions League. 1860 mischt dagegen im Kampf ums internationale Geschäft wieder munter mit. Doch die Freude von Karl-Heinz Wildmoser hielt sich in Grenzen. „Wir haben die Punkte, Werder hat das Geld“, grantelte der 1860-Präsident, „mir wäre lieber, wir hätten im Pokal gewonnen.“

Auch Klaus Allofs war verstimmt. „Natürlich ist das ein Fehlstart.“ Genau wie im Vorjahr. Und erneut verdarb Werder sich die Laune für die traditionelle „grün-weiße Ballnacht“. Als Schuldiger musste erneut Pascal Borel herhalten: Der unsichere Torhüter machte beim 1:1 durch einen spektakulären Seitfallzieher von Benjamin Lauth zu Beginn der zweiten Halbzeit eine unglückliche Figur. „Er sah nicht gut aus“, kritisierte Schaaf in ungewohnter Manier. Die Schonfrist für den vom Publikum verhöhnten Borel scheint trotz aller Lippenbekenntnisse abzulaufen. „Wir suchen für die neue Saison einen Torwart – einen guten“, bestätigte Allofs. Schlichte Begründung: „Borel ist ein talentierter Mann – aber er wird weiter Fehler machen.“ Fehler, die Werder wieder wertvolle Punkte kosteten. Daniel Borimirow entschied mit dem 2:1 kurz vor Schluss eine spannende Partie, in der 1860 lange Zeit ähnlich klar unterlegen wie im Pokal wirkte.

Werder zeigte die bessere Spielanlage, hatte die besseren Chancen. Mit dem Pausenpfiff schaffte Ivan Klasnic die längst überfällige Führung. Torjäger Ailton wurde erst nach einer Stunde eingewechselt, später kam auch noch Markus Daun ins Spiel. Doch das Risiko mit vier Stürmern wurde nicht belohnt: Als Bremens Angreifer-Quartett auf dem Platz stand, fand 1860 immer besser ins Spiel. „Alles oder nichts: Man kann zu Hause nicht auf Ergebnis mauern“, sagte Schaaf und fragte seinen Kollegen Peter Pacult: „Magst du nicht für mich zu unserer Feier gehen?“ Pacult lehnte dankend ab: „Ich habe Montag eine wichtige Psychologie-Prüfung.“

Horst Finke

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