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"Revolutionäre Entscheidung": NOK und Sportbund fusionieren

NOK und Sportbund haben mit der jeweils nötigen Dreiviertel-Mehrheit einem Zusammenschluss zugestimmt. Der Weg sei nun frei für Reformen, erklärte IOC-Mitglied Thomas Bach.

Köln - Der deutsche Sport hat sich ein gemeinsames Dach geschaffen. In einer historischen Entscheidung haben das Nationale Olympische Komitee (NOK) und der Deutsche Sportbund (DSB) am Samstag die Fusion zu einem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) mit der jeweils nötigen Dreiviertel-Mehrheit beschlossen. Der DOSB soll sich am 20. Mai 2006 in Frankfurt/Main konstituieren. Auf der Mitgliederversammlung des NOK am Samstagvormittag in Köln votierten 109 der anwesenden 142 Mitglieder in einer geheimen Abstimmung für die Verschmelzung mit dem DSB. Der nahm anschließend auf seinem Außerordentlichen Bundestag den Fusionsantrag mit 93 Prozent der Stimmen an.

«Das ist ein guter Tag für den deutschen Sport und seine Stellung in der Gesellschaft. Jetzt muss die Struktur mit Leben erfüllt werden. Die Struktur schafft erst die Voraussetzung für Reformen», begrüßte IOC-Mitglied Thomas Bach das mehrheitliche Votum für die Fusion, die zugleich das Ende der beiden bisherigen Dachverbände bedeutet. Das NOK war am 24. September 1949 in Bonn gegründet worden, der DSB am 10. Dezember 1950 in Hannover. Bis zur Gründung des DOSB werden beide Organisationen aber noch weiter existieren.

DSB-Präsident Manfred von Richthofen, der 1996 mit einem ersten Anlauf zur Fusion gescheitert war, zeigte sich erleichtert über das Ergebnis. «Das ist eine revolutionäre Entscheidung», sagte von Richthofen. Positives der alten Struktur müsse nun übernommen, Negatives über Bord geworfen werden. «Neuorientierung heißt keineswegs Erschütterung in der Sportlandschaft. Das starke Fundament der Vereine bleibt absolut unangetastet, auch der stabile Mittelbau der Verbände wird in seiner Funktionsfähigkeit nicht eingeschränkt. Allein das Dach soll neu vermessen und künftig aus einem Guss präsentiert werden», erklärte der DSB-Chef.

In Windeseile segneten die DSB-Mitglieder, die auf eine Diskussion verzichteten, die Fusion ab. Mit 535 Stimmen wurde die nötige Dreiviertel-Mehrheit von 481 deutlich übertroffen. Nur 40 DSB-Mitglieder votierten dagegen. Beim NOK war es zuvor nach kontroverser Diskussion knapper ausgegangen. 29 Mitglieder lehnten die Fusion ab, vier abgegebene Stimmen waren ungültig. Die zur Annahme des Antrages nötige Dreiviertel-Mehrheit betrug 107 Stimmen.

Entsprechend gelöst gab sich NOK-Präsident Klaus Steinbach nach der Abstimmung. «Über 75 Prozent haben im NOK zugestimmt. Das ist ein überwältigendes Ergebnis. Die geheime Abstimmung gibt dem Votum eine größere Legitimation», kommentierte er den Beschluss im Kölner Maritim-Hotel.

Die geheime Abstimmung war zuvor von NOK-Ehrenpräsident Walther Tröger, der sich noch einmal deutlich gegen die Fusion aussprach, beantragt und von den Mitgliedern mit einer knappen Mehrheit von 75 Stimmen beschlossen worden. Vor der Abstimmung hatte Steinbach in einer 30-minütigen Rede noch einmal vehement für eine Neuordnung des deutschen Sports geworben. «Zur Zeit haben wir im NOK zur Leistungssportentwicklung in diesem Land nichts zu sagen, im Sinne von entscheiden. Wir haben die organisatorische Vorbereitung der Olympischen Spiele und wir haben bestenfalls die Nominierungskriterien zu beschließen, die ohnehin vorher im DSB erarbeitet werden», warb er für die Fusion.

Eine wichtige Voraussetzung für die Zustimmung zur Verschmelzung war ein einstimmig gefasster Beschluss, wonach bis zum Zeitpunkt der Fusion keiner der Partner Verträge, die Auswirkungen auf den Finanzhaushalt des künftigen DOSB haben, allein abschließen darf. Dies ist nur mit Zustimmung der Präsidien von NOK und DSB möglich. Dadurch wurde vor allem dem Willen einiger Wintersportverbände entsprochen, die sich im Vorfeld gegen die Fusion ausgesprochen hatten. (tso/dpa)

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