zum Hauptinhalt
Riccardo Ricco

© dpa

Riccardo Ricco: Diesmal gedopt: ein Top-Fahrer

Auch der zweimalige Etappensieger Riccardo Ricco wird positiv getestet. Sein Team Saunier Duval verlässt die Tour de France.

Der Besuch der Gendarme bei der Tour de France gerät langsam zum täglichen Ritual. Am Mittwoch noch wurde der spanische Fahrer Moises Dueñas Nevado frühmorgens aus seinem Hotel geholt und zur Wache gebracht. Am Donnerstag rückten die Beamten der französischen Gesundheitsbehörde gar direkt zum Etappenstart an, um den italienischen Fahrer Riccardo Ricco abzuholen. Ricco war, wie schon Nevado und der Spanier Manuel Beltran in der vergangenen Woche, positiv auf Epo getestet worden. Und die Behörden sahen sich erneut dazu gezwungen, dem scharfen französischen Anti-Doping-Gesetz Genüge zu tun.

Saunier Duval, die Mannschaft von Ricco, zog sich nach der Verhaftung ihres Top-Fahrers von der Tour zurück, obwohl das Reglement sie nicht dazu gezwungen hätte. „Ricco war nicht irgendein Fahrer. Unser sportliches Konzept und unser ganzes Image war um ihn herum aufgebaut“, erklärte Teamchef Pietro Algeri den spektakulären Schritt.

Team-Gerolsteiner-Chef Hans-Michael Holczer sprach kurz danach in Lavelanet das aus, was man im Tour-Tross seit Tagen munkelte: „Bei Ricco war das zu erwarten.“ Der 27-Jährige war schon bei den Routine-Kontrollen zu Beginn der Tour mit ungewöhnlichen Blutwerten aufgefallen. Daraufhin hatte die französische Anti-Doping-Agentur AFLD gezielte Kontrollen durchgeführt. Gleich fünf Mal wurde daraufhin Ricco, der bislang bei der Tour zwei Etappen gewann und das Trikot des besten Bergfahrers trug, in der ersten Woche getestet.

Erwartet hatte man ein solches Test-Ergebnis bei Ricco allerdings auch seiner Vorgeschichte wegen. Schon als Juniorenfahrer bekam Ricco zwei Schutzsperren, weil seine Blutwerte auffielen. Bei der Italienrundfahrt 2007 wurde bei ihm ein Hormonpegel festgestellt, der eigentlich nur mit der Einnahme dopingverschleiernder Mittel zu erklären war. 2006 wurde in Neapel gegen ihn ermittelt, weil man ihm Kontakte zu einem Dopngdealerring nachweisen konnte. Und sein persönlicher Masseur, Roberto Pregnolato, hatte wegen der Weitergabe von Dopingmitteln 2001 eine Bewährungsstrafe von acht Monaten verbüßt.

Die positive Probe von Ricco am Donnerstag weckte den Verdacht, dass der Wandel im Radsport noch lange nicht so weit fortgeschritten ist, wie dies etwa die Tour-Direktion unermüdlich behauptet. Diese Sichtweise erfuhr wegen der Art der Präparate, die bei Ricco, aber auch bei Dueñas und Beltran festgestellt wurden, am Donnerstag scheinbar Bestätigung. Es handelt sich um die neueste Generation des blutbildenden Hormons Epo.

Am Mittwoch hatte der französische Dopingexperte Gerald Dine im Nachrichtenportal „20 Minutes“ geschrieben, dass diese Präparate nur schwer nachweisbar seien und man deshalb nur rund zehn Prozent der heutigen Epo-Sünder erwische. Es liege die Vermutung nahe, dass nicht weniger gedopt werde als früher, sondern lediglich Mittel verwendet würden, deren Nachweis noch nicht möglich ist. Dieser Sichtweise widersprach vehement gegenüber dem Tagesspiegel Professor Mario Thevis, Dopingforscher an der Sporthochschule Köln. Alle handelsüblichen Epo-Präparate, sagte Thevis, seien mit den heutigen Testmethoden nachweisbar, was man an den positiven Proben bei der bisherigen Tour de France sehr gut ablesen könne. Nicht nachweisbar seien lediglich so genannte „Epo-Mimetika“, Präparate, die zwar die gleiche Wirkung hätten wie Epo, aber selbst kein Epo seien. Diese Mittel befänden sich aber erst im Entwicklungsstadium.

Die gestrige Etappe gewann übrigens Mark Cavendish im Massensprint.

Meinungsseite

Sebastian Moll[Narbonne]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false