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Frank Stäbler - hier bei den Olympischen Spielen in London - gewann in Ungarn Deutschlands einzige WM-Medaille.

© dpa

Ringen: Triumph des Eichhörnchens

Frank Stäbler beendet die Flaute der Ringer. Nach seinem Medaillegewinn bei der WM in Ungarn ist klarer denn je: Stäbler ist für den DRB Gold wert.

Zwischen Extremen zu wandeln, kennt Frank Stäbler. Trotzdem ist es jedes Mal eine Qual. Schließlich steht vorher nicht fest, ob die Sache gut ausgeht. Bei Ringer Stäbler bedeutet das auf sportlicher Ebene: Es geht um Medaillen als Gradmesser, wenn zwischen Erfolg und Misserfolg entschieden wird. Als der 24 Jahre alte Athlet aus Musberg bei Stuttgart am Sonntag Abend in Budapest seine Bronzemedaille in die Höhe streckte, war das der dritte große Sieg des Olympia-Fünften von London 2012 innerhalb der vergangenen Wochen.

Erst vor gut einer Woche entschied das Internationale Olympische Komitee die Sportart Ringen im olympischen Programm zu belassen. Weiter an den Rand gedrängt zu werden, wäre für Stäbler und die Ringer ein harter Schlag gewesen. Stattdessen setzte Stäbler jetzt mit seiner Medaille ein Zeichen, das der Deutsche Ringer Bund (DRB) aus gutem Grund frenetisch feiert. Es ist die einzige Medaille für den DRB bei der Weltmeisterschaft in Ungarn. Stäbler ist der Kontaktpunkt zur sonst unerreichbaren Weltklasse. „Die Medaille hätte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können“, sagt Stäbler. Er hat die trübe deutsche WM-Bilanz zumindest aufgehübscht. Wie 2012 bei der EM in Belgrad, als Stäbler als erster deutscher Ringer seit Thomas Zander 1994 Europameister werden konnte. Dieses Mal war es die erste Medaille im griechisch-römischen Stil seit 2005, als Konstantin Schneider ebenfalls Bronze gewann.

Wieder nahm Stäbler in rasantem Tempo in fünf Tagen sieben Kilo ab, um die 66-Kilogramm-Marke seiner Gewichtsklasse zu erreichen. Eine unbeschreibliche Tortour, die für ihn beinhaltet, kaum zu trinken und absolut nichts zu essen. Dazu gab es den Ärger auf der WM-Matte. Im Viertelfinale unterlag Stäbler nach einem höchst umstrittenen Urteil dem Russen Islam-Beka Albiew mit 0:8, obwohl der Deutsche seinen Kontrahenten geschultert hatte. Plötzlich soll er dabei die Beine eingesetzt haben, was nur im Freistil erlaubt ist.

„Ich war am Boden, völlig verzweifelt“, berichtet Stäbler. „Jetzt bin ich überglücklich, das bedeutet viel für mich und das deutsche Ringen.“ Da der Russe anschließend das Finale erreichte, kam Stäbler über die Hoffnungskämpfe zur zweiten Chance. Und die nutzte der Mann, der scheinbar immer einen Ausweg findet, egal wie aussichtslos die Lage ist. Seine spektakulären Angriffs-Sprünge auf seine Gegner haben ihm den Beinamen „Eichhörnchen“ eingebracht.

Für den deutschen Ringer-Sport ist Stäbler zu weit mehr geworden als einem sprunggewandten Fabeltier. „Frank ist für den DRB wahrlich Gold wert und hat Großes geleistet“, sagte Bundestrainer Michael Carl nach einer langen Nacht, in der Stäbler beim Feiern als Belohnung soviel essen und trinken durfte wie er wollte. Oliver Trust

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